13/7 Abnehmen mit Biss
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Sie kennen Charles Comstock nicht? Das tut weiter nichts zur Sache, denn jetzt lernen Sie ihn ja kennen. Er ist der Leiter des Salt Lake Zahnlaboratoriums im US-Bundesstaat Utah und hat eine besondere Erfindung gemacht: den „CharlieBite“ (CharlieBiss).
Man hat ja auch schon so Greuelgeschichten gehört von übergewichtigen Menschen, bei denen jeder Versuch, abzunehmen, fehlgeschlagen war und die sich schliesslich in ihrer Verzweiflung vom Arzt mit Draht den Mund zunähen liessen, um so nur noch flüssige Nahrung mit einem Trinkhalm aufnehmen zu können… Etwas Ähnliches hat sich Charles „Charlie“ Comstock ausgedacht.
Er hat eine Art Mundspange entwickelt, die von spezialisierten Zahnärzten eingesetzt werden muss. Sie wird an den Zähnen des Unterkiefers befestigt und bleibt Tag und Nacht im Mund. Sie ist aus einer speziellen Legierung gefertigt, soll keinen Krebs erzeugen und auch keine Allergien auslösen. Und ihr Vorhandensein in der Mundhöhle hat verschiedene Auswirkungen. Zum einen kann man damit nur noch kleine Bissen auf die Zunge schieben. Dank dieser Spange ist man gezwungen, ganz langsam und vorsichtig zu kauen. So wird die Mahlzeit in die Länge gezogen und der Sättigungseffekt kann sich einstellen. Die Spange im Mund ist störend und unangenehm… aber das muss so sein, denn dies soll den Träger daran erinnern, dass er ja abnehmen will und dass er nicht mehr grosse Bissen unzerkaut hinunterschlingen soll.
Nach dem Einbau gibt es auch Ernährungsempfehlungen bezüglich Fett und Zucker und Salz… Der Erfolg sei, wird berichtet, bei allen Probanden bisher beträchtlich: im Schnitt rund 600 Gramm pro Woche werden abgenommen, das macht gut 30 Kilo aufs Jahr. – Aber die Sache ist auch sonst nicht trivial: das Gerät im Mund braucht regelmässige Kontrolle und Pflege, die Anschaffung einer Munddusche ist zwingend, da sich in der Metallkonstruktion Speisereste verfangen, die anders nicht entfernt werden können; je nach dem Typus der Charlie-Spange ist zudem die Sprachfähigkeit beeinträchtigt, eine „schwere Zunge“ dürfte wohl eine vorsichtige Umschreibung sein… aber auch dieser Effekt ist durchaus gewollt, denn er soll den Spangenträger daran erinnern, dass er bereit ist, Opfer auf sich zu nehmen, um sein Gewicht zu reduzieren. – Hat man das Zielgewicht erreicht, kann die CharlieBite-Spange wieder herausgeschraubt werden… aber sie bleibt stets in Griffnähe, damit der Zahnarzt sie sofort wieder montieren kann, wenn die Kilos sich anschicken sollten, zurückzukehren…
Letztlich ist so ein Schling-Hemmer nichts anderes als ein vorverlagertes Magenband. Die Mechanik erzwingt ein Ess-Verhalten, zu dem viele heute aus freien Stücken nicht mehr in der Lage sind. Vielleicht sind aber die Nebenwirkungen so durchschlagend, dass manche sich das „richtige“ Ess-Verhalten zu eigen machen, um sich den Einbau von CharlieBite zu ersparen…