20/7 Hecht II
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Das grosse Zelt auf Rigi-Staffel vermittelt schon von weitem einen majestätischen Zirkus-Eindruck. Es ist ein genialer Einfall, neben der Station des hellblauen Rigibähnchens ein permanentes Event-Zentrum hinzustellen, das nun für diese Theaterproduktion einen optimalen Rahmen abgibt.
Der Schwarze Hecht von Paul Burkhard ist mit seinen Melodien ein unverzichtbares Stück Schweizerkultur und es tritt während der Vorstellung ein ähnlicher Effekt ein wie man ihn kennt, wenn im Theater der Wilhelm Tell aufgeführt wird: es kommt einem zwar jedes Zitat bekannt vor, und doch hört man fasziniert zu, weil es interessiert, „wie“ es gemacht wird.
Die breite Bühne im Event-Zelt mit seinen 800 Sitzplätzen macht es der Regie nicht leicht, die Figuren so zu arrangieren, dass sie für alle jederzeit einsehbar sind, und doch lässt das Resultat sich sehen und hören. Zügige Gänge schaffen Dynamik, es bleibt Raum für die Gruppen, sich zu formieren, und während der Zirkus-Traum-Nummer verwandelt sich der Bühnenstreifen in eine Arena… raffiniert gelöst ist die Orchesterfrage: zwei Klaviere und ein Schlagzeug, für alle sichtbar, und gleichzeitig ein Lehrstück für musikalische Hingabe, wenn der Pianist sich voller Innbrunst in die Tasten fallen lässt und jede einzelne Note mit mimisch ausdrucksvoller Körpersprache unterstreicht.
Das Ensemble umweht ein Dunst von Klassentreffen: sturmerprobte Mimen und Miminnen der bewährten Garde für einmal wieder vereint, treffsicher besetzt und glaubwürdig vom ersten Auftritt an. Nun gut, das Stück an sich ist unverwüstlich mit seiner Mischung aus robustem Charme und verträumter Poesie, aber dieser Mix von rasantem Dialekt-Theater, treffsicherem Gesang und flinker Akrobatik stellt hohe Anforderungen, die von allen erfüllt werden. Nicht einfach wegzuspielen sind die Schatten der Vergangnheit, die Erinnerung an frühere Interpretationen, etwa durch Lys Assia, Margrit Rainer und Ruedi Walter… aber die aktuelle Besetzung muss sich nicht verstecken, sie gewinnt eigenes Profil und erobert die Herzen des Publikums im Sturm.
Da waren sich die Premièrengäste einig: eine auf Anhieb sympathische, gelungene Produktion, die das Gemüt erwärmt und der man einen nachhaltigen Erfolg wünscht. Das Wagnis hat sich gelohnt.