23/7  Was wird Norm?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Besorgte Frage aus den USA, wo ein Experten-Team aus Baltimore verschiedene Studien der letzten 15 Jahre ausgewertet und hochgerechnet hat: Was wird dereinst „normal“ sein? Die Prognose ist erschreckend: im Jahr 2015 werden 75% der Amerikaner übergewichtig und adipös sein, 41% werden an Adipositas erkrankt sein und einen BMI über 30 haben. – Was ist angesichts dieser Verteilung der Gewichtskategorien dann noch „normal“? Wird es dann die Norm sein, dass man übergewichtig ist? Wird man sich auf ein „beschwertes“ Leben mit einem BMI zwischen 25 und 30 einrichten und wenigstens die schlimmsten gesundheitlichen Nebenwirkungen zu vermeiden suchen? Werden dann die Dünnen ausgegrenzt und verspottet? Und ist es erstrebenswert, mollig zu sein?

Die acht Jahre, die uns heute von dieser Horrorvision noch trennen, sind verdammt kurz. Auch wenn bei uns die Ausprägung des Problems noch nicht so extrem ist wie in den Vereinigten Staaten, so sind die Zeichen unübersehbar. Und es mutet irgendwie blauäugig und hilflos an, wenn unsere gesundheitsförderlichen Institutionen, die jetzt endlich an einer kohärenten Lösung zu arbeiten beginnen, sich etwa das Ziel setzen, bis in drei Jahren, also bis 2010, den „Trend“ zu stoppen, dass immer mehr Jugendliche übergewichtig werden…

Im Moment konzentriert sich das ganze Bemühen auf Kinder und Jugendliche. Das macht Sinn. Aber die Übergewichts-Explosion findet in allen Altersklassen statt. Und wenn unsere Behörden meinen, man könne ohne massive finanzielle Investition und ohne rigorose gesetzliche Regelungen in dieser Sache etwas bewegen, dann befinden sie sich in einem fatalen Irrtum. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich weisen, ob es gelingt, einen Ansatz für mögliche Lösungen zu finden. In Sicht sind sie noch nicht, einfache Lösungen gibt es keine.