3/8  Frigo-Check

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:40

Das soll es wirklich geben: Leute, die zwanghaft alle paar Minuten zum Kühlschrank gehen, ihn öffnen… wohl in der heimlichen Hoffnung, dass sich auf wundersame Weise seit der letzten Kontrollrunde irgendeine Leckerei dort neu eingefunden habe…

Die reine Spekulation auf eine solche Möglichkeit zeigt, in welcher Überfluswelt wir leben. Das Schlaraffenland ist virtuell geworden. Die gebratenen Tauben fliegen zwar nicht eigenflüglig durch die Luft in unseren Mund, aber es zeichnet sich schon die technische Möglichkeit ab, dass ein „denkender“ Kühlschrank von sich aus den Bestand kontrolliert und im Online-Shop selbständig die fehlenden Lebensmittel ordert… bloss einräumen müssten wir dann noch selber.

Wie bescheiden sind da unsere Pfahlbauer von Pfyn: als Frigo dient ein grösseres Tongeschirr, das in die feuchte Ecke des geflochtenen Lehmhauses gestellt wird; Farnkraut deckt das frische Fleisch, um fliegendes Ungeziefer abzuhalten… Das Leben, so lehrt uns die steinzeitliche Doku-Serie, funktioniert auch auf bescheidenem Niveau, der Organismus passt sich an, lebt von den verfügbaren Ressourcen, mit Entbehrungen zwar, aber er schlägt sich durch und macht das Beste draus.

Den Steinzeit-Frigo muss man nicht kontrollieren, es sei denn darauf, ob etwas fehlt… In welchem Wohlstand wir in unserem Alltag schwelgen können, das zeigt der Vergleich mit der nachgespielten Lebensweise unserer Altvorderen, auch wenn dort manches noch von der umgebenden Zivilisation geprägt ist. Und was mir auffällt: all diese Rekonstruktionen von früheren Lebensweisen zeigen, dass die Menschen in der damaligen Zeit über handwerkliche Fähigkeiten verfügt haben, weil sie von Kindsbeinen an darin geschult wurden, jahrelange Übung hatten und ihre Fertigkeit täglich unter Beweis stellen konnte. Was soll uns da die vorübergehende Konfrontation von Anfängern mit einer kurz zuvor etwas angelernten Problembewältigung wohl „beweisen“?