20/8 Zahlt sich Abnehmen aus?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Die Idee war bestechend, als seinerzeit die Adipositas-Stiftung gegründet wurde. PD Dr. med. Fritz Horber, einer der entscheidenden Initianten, hatte unter anderem das Ziel, einen Fonds zu äufnen, aus dem man Leuten, denen die Krankenkasse die Kostengutsprache für einen operativen Eingriff verweigerte, einen günstigen oder gar zinsfreien Kredit geben könnte, den sie dann problemlos wieder zurück zu zahlen im Stande wären, wenn sie „normal“ ässen, Kleider ab Stange kaufen könnten und weniger Medikamenten-Kosten hätten…
Aus der menschenfreundlichen und bahnbrechenden Idee der sich selbst refinanzierenden Operations-Bevorschussung wurde vorerst nichts, mangels Masse bzw. verfügbarer Mittel. Gewichtsreduktion bringt vorderhand keinen materiell messbaren Gewinn, im Gegenteil: je nach Programm und Konzept kann das recht ordentlich ins Geld gehen…
Aber jetzt war da übers Wochenende die Nachricht in den Medien von der oberitalienischen Ortschaft Vorallo Sesia in der Lombardei, wo der Bürgermeister seinen dicken Schäfchen das Abnehmen mit finanziellen Anreizen schmackhaft machen will: wer – mit ärztlichem Attest – in einem Monat 4 Kilo abgenommen hat (bei Frauen genügen deren 3), bekommt eine Vergütung von 50 €; wer sein neues Gewicht nach 5 Monaten immer noch hält, der wird mit weiteren 200 € belohnt.
Auf den ersten Blick eine bestechende Idee. Auf den zweiten regen sich freilich die Fragen: ist die Vorgabe vernünftig? Drei Kilo in einem Monat – das ist eine Gewaltskur, bei welcher der JoJo-Effekt programmiert ist. Das verlockt zu Extrem-Diäten, von denen sonst entschieden abgeraten werden muss. Und dann die Frage, was eigentlich jene bekommen (sollten), die von Anfang an normalgewichtig sind, weil sie sich schon immer „richtig“ ernährt und bewegt haben?
Abnehmen zahlt sich so oder so aus: in Form von Wohlbefinden, gesteigerter Lebensqualität, Verminderung der gesundheitlichen Risiken, auch durch die andere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit… aber ob diese Rendite tatsächlich pekuniär ist? Man sollte in fünf Jahren kontrollieren können, wie viele der schätzungsweise 30% übergewichtigen unter den 7’500 Einwohnern von Vorallo Sesia tatsächlich auf Dauer abgenommen haben.