1/9 Postleitzahl statt BMI?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Kann das ernst gemeint sein? Zwar weiss man inzwischen, dass der sogenannte BMI (Body Mass Index) keine zuverlässige Masseinheit für Übergewicht ist, da er zwar die Körpergrösse und das Gewicht berücksichtigt, aber nichts aussagt über die innere Zusammensetzung des Körpers: wieviel Muskelmasse, wieviel Fett, wieviel Wasser… und ein durchtrainierter Bodybuilder kann dank seiner Muskelpakete einen relativ hohen BMI haben, ohne bezüglich Adipositas-Folgekrankheiten gefährdet zu sein. Der Bauchumfang, am richtigen Ort gemessen, sei bezüglich Gesundheitszustand aussagekräftiger.
Aber die Sache mit den Postleitzahlen stimmt indirekt eben doch. Aktuelle Erhebungen in Amerika haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Höhe des Anteils der adipösen Menschen an der Gesamtbevölkerung und dem sozialen Status der Wohngegend, ja soger des Bundeslandes. – An „guten Adressen“, in teuren Häusern wohnen in der Regel deutlich weniger dicke Menschen als in den Armenvierteln.
Während der Tend zu mehr übergewichtigen und adipösen Menschen ungebrochen anhält, zeigt sich immer deutlicher auch die Schicht-Problematik. Bereits gibt es US-Staaten, in denen mehr als 30% der Bevölkerung adipös sind (BMI über 30! – bei uns sind dies ca. 7%). Aber noch immer werde die Problematik politisch zu wenig ernst genommen, klagen die Experten, würde die Verantwortung dem Einzelnen überbürdet, der gleichzeitig hilf- und ratlos in einer Umwelt leben muss, wo „gesunde“ Nahrung immer teurer wird, wo die Bewegungsfreiheit zunehmend eingeschränkt ist und wo der gesellschaftliche Stress am Arbeitsplatz und in der Familie stetig zunimmt…
Dieser Befund gilt tendenziell nicht nur für Amerika, er ist dort nur wesentlich ausgeprägter als bei uns, wo die Chancen noch besser wären, wirkungsvolle Gegenmassnahmen einzuleiten, ehe es zu spät ist.