10/9 1811
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:02 |
Da ist noch die Geschichte mit der Auskunft, die ich gelegentlich erzählen wollte. Sie ist mir letzten Donnerstag wirklich passiert und leider wahr. – Als ich in Bern von der einen Seite des Bahnhofs zur andern musste, war mir klar, dass ich dies mit dem öffentlichen Verkehr nicht schaffen würde, denn quer durch das Herz des Bahnhofplatzes zieht sich wie eine klaffende Wunde die Baustelle… Alle Tramgeleise sind unterbrochen, die Busspuren reissen ab oder führen in andere Richtungen und da ich noch immer schlecht zu Fuss bin, lag es nahe, ein Taxi zu rufen, vom Inselspital an die Zeughausgasse.
Da ich mit den einschlägigen Nummern in Bern nicht vertraut war, rief ich die Auskunft an. Von allen Plakatwänden hatten mich in den letzten Tagen die Jungs mit den Sixpack-Bäuchen dazu ermuntert, die 1811 einzustellen, und so folgte ich diesem Appell, was ein Fehler war. Eine gemütliche Dame meldete sich in breitestem Berndeutsch. Ob es hier auch so etwas gebe wie eine Taxizentrale? fragte ich. – Kurze Stille an anderen Ende der Leitung. Sind Sie sicher, dass sie mit denen fahren wollen? fragte die Dame. Ok, sagte ich, wenn Sie mir einen besseren Vorschlag haben, soll es mir recht sein. – Darauf hörte ich ein kraftiges Rascheln von Papierzetteln, als würde die Dame eifrig nach etwas suchen. Dazu brummte und fluchte sie vor sich hin, offenbar hatte sie Mühe, sich im ABC zu orientieren, und mir war, als würden Minuten zu Stunden… vor dem innern Ohr hörte ich, wie der Geldzähler tickte und ich wurde ungeduldig. Aha, sagte sie schliesslich, da habe ich es notiert, da sind die Taxis… ich hätte Ihnen verschiedene Vorschläge… – Bitte, sagte ich, machen Sie mir einen, den sie für gut halten, und machen sie ihn mir bitte bald, damit ich Ende Monat die Telefonrechnung noch bezahlen kann… – Ist gut, sagte die Dame, und drückte offenbar einen Knopf, denn nun schnarrte die tonlose Computerstimme eine Nummer herunter… eine 079-er Handynummer. Ich sprach folgsam das Wort „connect“ aus, als ich dazu aufgefordert wurde, und wartete dann, bis es irgendwo, vielleicht in einem Taxifahrerhosensack, zu klingeln begann… einmal, zweimal, dreimal… ich liess es an die fünfzehnmal läuten, dann gab ich auf. Wohl an die drei Franken hatte mich der vorbildlich beworbene Swisscom-Service gekostet, ein Taxi konnte ich nicht bestellen.
Zum Glück kam – nicht ganz zufällig – mein alter Freund Matthias vorbei, er war auf dem Weg zu der Tagung, von der ich gerade gekommen war. Er empfahl mir ein Nova-Taxi zu rufen. Nach zehn Minuten war eine freundliche Fahrerin zur Stelle und ich kurz darauf am Ziel. Es gibt vier Zahlen, die ich mit absoluter Sicherheit nie mehr in meinem Leben wählen werde, wenn ich wieder einmal eine Auskunft brauche.