11/9  AFRIKA! AFRIKA!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:50

Da schloss sich Helsana-Chef Manser beim Hinausgehen meiner Meinung an: wer sich so bewegt, braucht keine Krankenkasse. Allenfalls eine Unfallversicherung. – Das war eines der wahnwitzigsten Akrobatik- und Zirkus-Spektakel, das ich je gesehen habe: die von André Heller auf Tournee gebrachte Afrika-Show, seit Ende 2005 unterwegs und nun auch in der Schweiz angekommen.

Es ist eine Darbietung der Superlative, sprühend vor Bewegungslust und Rhythmus, mit weit über hundert Artistinnen und Artisten aus über zehn afrikanischen Ländern, die ihr Können in einer Perfektion präsentieren, die das riesige Zelt mit seinen 2000 Plätzen zum Kochen bringt. Die verschwenderische Fülle an Farben, Tänzen und waghalsigen Nummern lässt einen vergessen, dass man hier unter einem Zirkus-Chapiteau sitzt, es ist eine verwunschene Welt, in der alles etwas anders aussieht, fremd und doch vertraut.

Von Zeit zu Zeit blitzt ein wenig dieses alte, voyeurhafte Gefühl auf, dass man einer exotischen Stammes-Darbietung beiwohnt, die eigens für Touristen inszeniert wurde… aber das ist bald wieder vergessen angesichts der Wucht, mit welcher die wilde Musik und das pralle Körpergefühl über den Rand der Arena hinaus ins Publikum strahlen. Selten sah man beweglichere Schlangenmenschen, kühnere Stangenkletterer, elegantere Jongleure, heftigere Breakdancers und verschwenderischere Kostüme… Das ist das Reizvolle an diesem Mix: dass traditionelle Formen wechseln mit modernen Ausprägungen von Strassenkultur, aber alles in einen berauschenden Strudel von Bewegung und Musik getaucht.

Bis Ende Oktober ist die unvergleichliche Produktion hinter dem Bahnhof von Altstetten bei Zürich zu Gast und es kommt einem reichlich paradox vor, dass wir uns hier krampfhaft Gedanken zu machen versuchen, wie man eine zu Ungelenkigkeit verkommene Gesellschaft wieder in gesundheitsförderliche Bewegung bringen könnte… während uns das farbige Ensemble aus dem sogenannt dunklen Kontinent in lustvoller Verspieltheit zeigt, wie es eigentlich gehen würde.