18/9  Wiederholungstäter gebüsst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:25

Manchmal, wenn man die absolut abstrusen, haarsträubenden Inserate für neue Schlankheits-Wundermittel liest, ergreift einen der heilige Zorn und man möchte die Verursacher dieser abzockerischen Verarschung packen und schütteln können, von einigen saftigen Fusstritten und Ohrfeigen ganz zu schweigen. Aber Papier ist ja bekanntlich geduldig.

In Amerika hat die Federal Trade Commission, die nationale Handelsaufsicht, nun ein Zeichen gesetzt. Sie hat einen Mann erneut verurteilt, der schon 2004 eine Busse von 2 Millionen Dollar bezahlen musste… aber offenbar kassiert er mit seinen krummen Geschäften genug, um sich solche Bussen leisten zu können. – Es geht um Kevin Trudeau, der seit jahren in USA dubiose Gesundheitsprodukte vertreibt und sie mit irreführenden Werbespots anpreist. Nun hat er ein Diät-Buch herausgegeben unter dem Namen The Weight Loss Cure (Die Gewichtsverlust-Kur). Dieses wurde angepriesen als ein „einfaches Programm, das leicht zuhause zu machen ist“, bei dem man nach Abschluss ohne Angst vor dem Jojo-Effekt alles und woviel essen könne, wie man nur wolle… – Das Buch schaffte es auf der Sachbuch-Bestsellerliste auf Position 21. Aber eine genauere Analyse des Inhalts zeigte, dass es überhaupt nicht hielt, was sein Autor versprach:

Das Abnehm-Programm ist kompliziert und teuer, mit täglichen Hormonspritzen (HCG) und Medikamenten, die gar nicht zugelassen sind, mit einer 500-Kalorien-Diät, einer extrem einschränkenden Liste der „erlaubten“ Nahrungsmittel, dazu vorgeschriebener häufiger Saunabesuch und Verbot von Klimaanlagen und Ultraviolett-Bestrahlung, lange Spaziergänge und intensives Fitnesstraining… das Ganze in wechselnden Phasen und am Schluss ein quasi bis ans Lebensende verordneter Verzicht auf „normales“ Essen z.B. in Restaurants. – Die Beschreibung dieser „Kur“ durch die Behörde liest sich wie eine Parodie auf Dr. Eisenbarts Diätfibel und es scheint kaum vorstellbar, dass irgendjemand sich solchen Schwachsinn überhaupt antut.

Am Schluss bleibt aber doch die Frage, was eine solche Verurteilung, verbunden mit einer saftigen Busse, letztlich bringen kann, wenn der Täter bereits für den Verstoss gegen ein früheres Unterlassungs-Urteil gebüsst wird… Vielleicht erreicht die Publikation des Urteils einige der möglichen Kunden und verhindert einen Buch-Kauf. Auch bei uns gibt es eine Kommission für die Lauterkeit in der Werbung. Sie wird von Pascale Bruderer präsidiert. Jedermann kann hier Klage anmelden. Von Verurteilung irreführender Nahrungsmittel- oder Schlankheitsprogramm-Werbung hat man noch nie gehört.