18/10 Allergisch
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 19:25 |
Das ist die Geschichte von Tylor Savage. Er ist 12 Jahre alt und lebt in London. Er ist allergisch auf fast alle Lebensmittel. Sein Speiseplan ist tagein, tagaus ziemlich monoton. Pouletfleisch, Thon, Karrotten, Kartoffeln, Äpfel und Trauben sind das einzige, was er essen kann, ohne dass sein Körper rebelliert.
Als er vier war, hatte er nach dem Essen Durchfall und musste erbrechen. Die Ärzte standen vor einem Rätsel, glaubten an eine chronische Magen-Infektion. Mit zehn war er total verzweifelt, fiel in Ohnmacht, verlor Blut, hatte Krämpfe, wog noch 25 Kilo, hörte auf zu wachsen, sein kleiner Körper bestand nur noch aus Haut und Knochen. Auch eine Blinddarm-Operation verbesserte den Zustand nicht. Man fand heraus, dass er an einer seltenen Krankheit litt und dass sein ganzes Immunsystem sich gegen die Nahrung wehrte, die er verzehrte. Er war allergisch gegen praktisch alles, inklusive Brot, Eier, Milchprodukte.
Also wurde er mit einem Schlauch, den man durch die Nase in den Magen führte, künstlich ernährt. Dann verarbreichte man ihm einzelne Lebensmittel, um die Reaktion zu testen. Mit Poulet und mit Thon funktionierte es. Ebenso mit einzelnen Gemüse- und Früchtesorten… Seit er wieder ein wenig essen kann, geht es ihm besser. Er kann wieder zur Schule und ist auf dem Weg, zurück zu finden in den Alltag. Und es sieht aus, als könne er auch seinen Speisezettel mit der Zeit noch erweitern.
Tylor ist ein krasses Beispiel. Aber es fällt auf, dass sich Lebensmittel-Allergien immer häufiger bemerkbar machen. Woher das kommen mag, darüber gehen die Meinungen auseinander. Für die einen liegt es daran, dass wir unsere Immunabwehr von früh auf nicht mehr genügend stärken, indem wir in einer allzu sterilen Umgebung aufwachsen. Andere schieben die Schuld auf die immer zahlreicheren Lebensmittel-Zusätze chemischen Ursprungs (denen manche auch eine Mitschuld an der Übergewichts-Problematik zuschreiben). – Von zunehmender Bedeutung ist hier die komplette und wahrheitsgetreue Information über die Bestandteile der Lebensmittel und der Menüs im Restaurant. Die Schweiz hat gegenüber anderen europäischen Ländern einen deutlichen Nachholbedarf. Das Ernährungs-Netzwerk „Nutrinet“ wird im Frühjahr 2008 an einer Fachtagung die Problematik aufgreifen.