30/10 Im Ministerium
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 19:30 |
Es war ein spezieller Nachmittag, von langer Hand vorbereitet, und plötzlich sass man da, in einem hellen Sitzungszimmer unweit des Bundeshauses. Wir, eine Delegation von Leuten, die Netzwerke im Gesundheitswesen vertreten, die sich im weitesten Sinn mit Krankheiten befassen, die durch Übergewicht hervorgerufen werden, und auf der andern Seite des Tisches er, der Innenminister, zuständig für Gesundheitsfragen, umgeben von seinen engsten Mitarbeitenden.
Ich habe mich an dieser Stelle ja schon verschiedentlich darüber aufgehalten, dass der Departementschef in öffentlichen Verlautbarungen keinen Zweifel daran lasse, dass er viel hält von Selbstverantwortung und wenig von staatlichen Interventionen, wenn es um eine gesundheitsförderliche Lebensweise geht. Ein Ziel der von uns beantragten Aussprache war es, ihn für die Thematik zu sensibilisieren, sein Verständnis zu wecken für die übergeordneten, gesellschaftspolitischen und strukturellen Zusammenhänge und Sachzwänge, die es dem Individuum so schwer machen, seine Selbstverantwortung ungeschmälert wahrzunehmen.
Wir hatten unsere Statements gut vorbereitet, der Kardiologe, der Diabetologe, der Ernährungswissenschafter, jeder ein ausgewiesener Spezialist und Standesvertreter, die Verbandsfunktionärin und dazu ich als direkt Betroffener und Vertreter der Betroffenen. Wir wussten nicht, wie ER reagieren würde. Wenn wir Pech hätten, hiess es, sei die Audienz nach wenigen Minuten vorbei.
Sie dauerte dann mehr als anderthalb Stunden und führte zu einem intensiven, sehr persönlichen, interessierten Informationsaustausch. Sofort fragte er nach, wollte Details, Begründungen, Fakten, keine Behauptungen. Ging einzelnen Thesen nach und wollte die Zusammenhänge verstehen, sprach die zentralen Punkte an und hinterfragte sie kritisch. Liess sich von den Wissenschaftern aufklären und hörte zu.
Dass sich der Magsitrat die Zeit genommen hat und uns so viel Aufmerksamkeit widmete, darf als gutes Zeichen gewertet werden dafür, dass er „unser“ Dossier, wenn es in die politische Realisierungsphase kommt, mit etwas anderen Augen wahrnimmt. Wir werden seine Unterstützung brauchen. Der Weg wird nicht leicht sein und der Erfolg ist ist insgesamt noch ungewiss.