2/11  Cover-Boy

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Eigentlich war ich mir nicht sicher, ob ich jetzt „Titel-Held“ als Überschrift hätte wählen sollen, um nicht schon wieder mit einem aus dem Englischen importierten Begriff zu kommen, schon zum dritten Mal. Aber mit Heldentum hat es ja nun nichts zu tun, eher mit dem Gegenteil. Cover-Girls sind die hübschen jungen Damen, die uns von den Titelblättern der Mode- und Beauty-Zeitschriften so verführerisch anlächeln, dass wir am Kiosk unbewusst eine Auswahl treffen, die unserem Geschmack entspricht.

Eben ist das neue Magazin GesundheitSprechstunde erschienen. Und als ich es zuerst aus dem Briefkasten, dann aus dem Umschlag nahm, war mir, als blickte ich in einen Spiegel: das bin ja tatsächlich ich, dieser gewinnend lächelnde ältere Herr mit Glatze und Vollbart! In meinem früheren Berufsleben bin ich oft und auf viele Arten abgelichtet worden, aber so ganz direkt, frontal auf dem Titelbild einer Zeitschrift, das ist jetzt doch eine neue Erfahrung, der man sich mit einer Mischung aus Eitelkeit und Selbstkritik stellt.

Zugegeben, die Begegnung kam nicht unvorbereitet. Schliesslich haben wir vor zehn Tagen knochenhart an den Aufnahmen gearbeitet, bin ich mit dem Velo durchs Parkwäldchen geradelt, immer wieder und wieder auf den schmalen Wegen wendend, mit neuem Anlauf an der klickenden Kamera vorbei, lachend, noch mehr lachend… und dann noch einmal von der andern Seite. Später im Büro vor der weissen Wand, behelfsmässig geschminkt, aber sonst unretouchiert. Hier holten die Fotografin und die Redaktorin gemeinsam alles aus mir raus, was sie haben wollten. Und dabei sind die Bilder doch nur die Begleitmusik. Denn zentral ist der Inhalt: eine umfassende Recherche und Darstellung der verschiedenen Übergewichts-Therapien und ihrer Erfolgsmöglichkeiten anhand von typischen Fallbeispielen, versehen mit den wissenschaftlichen Erläuterungen anerkannter Koryphäen auf diesem Gebiet.

Eine lesenswerte Nummer für alle, die sich mit dem Thema befassen, illusionslos, was das Hoffen auf ein Wundermittel betrifft, aber hilfreich für das Verständnis dem Problem gegenüber, mit den wir ein Leben lang zu kämpfen haben, ohne Aussicht auf „Heilung“.