11/11  Reisen bildet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Der Mann, der neben mir im Flughafen Schiphol auf der Wartebank gesessen hatte, liess seine Zeitung liegen, als er in die Maschine nach Bristol einstieg. News Of The World – ein Boulevardblatt der direktesten Art, die vordere Hälfte lauter Sex-Skandale aus der Promiwelt, die hintere Hälfte Sport… und dazwischen eingeklemmt auf Seite 33 eine kleine Meldung, die mir in die Augen stach: Take a walk Fattie! (auf deutsch: Geh zu Fuss, Fettsack!)

Untertitel: Auto-Verbot, um die Übergewichtigen zur Bewegung zu zwingen. – Auf wenigen plakativen Zeilen wird ein Aktionsplan enthüllt, mit dem die Regierung in England ab 2008 der Adipositas-Problematik zu Leibe rücken will. Das Nationale Gesundheits-Institut hat einen 46-Seiten-Bericht erstellt, aus dem einige Eckdaten zitiert werden. Quer durchs ganze Land sollen Strassen für Autos gesperrt und für Fussgänger und Radfahrer frei gegeben werden, Betriebe sollen dazu angehalten werden, einen Teil ihrer Lifte ausser Betrieb zu setzen, damit die Belegschaft wieder Treppen steigt, Autostrassen sollen verengt und mit Zöllen belastet werden, Fussgänger und Velofahrer Vortritt erhalten, neue Spielplätze eröffnet werden, damit die Kinder wieder aktiver herumtoben können.

All diese Massnahmen, so wird der Bericht zitiert, sollen helfen, eine Verbesserung bei über 20 Krankheitsbildern zu erreichen, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Krebs und Adipositas. – Das sind, wenn es dazu kommt, drastische Massnahmen. Hierzulande denken die Experten zwar in die gleiche Richtung, ab er noch ist kein klarer Regierungswille zu erkennen, mutige Aktionen zu beschliessen und auch durchzusetzen. Die Erfahrungen in England werden aufmerksam zu beobachten und auszuwerten sein. Viel Zeit bleibt uns freilich nicht.