19/11  Was bringen Medis?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:45

Dass es müssig ist, auf eine Wunderpille zu warten, das wissen wir. Aus der gewaltigen Vielfalt an Produkten, die den grauen und schwarzen Markt überschwemmen, haben es gerade drei geschafft, die Würde der weitgehenden Anerkennung und Legalisierung zu erreichen: Pillen mit den Wirkstoffen Orlistat, Sibutramin und Rimonabant. Jedes dieser Medikamente wirkt auf seine Weise anders, spezifisch, und ist unter jeweils anderen Voraussetzungen zur Einnahme angezeigt… alle drei sollen nur vom Arzt verschrieben werden, der genau das Eintreten möglicher Nebenwirkungen zu überwachen hat. Alle drei können (aber müssen nicht) wirken, aber allen drei ist auch eigen, dass sie keine grosse Wirkung zeigen, wenn der Patient nicht durch sein Verhalten bzw. durch eine deutliche Veränderung desselben zum guten Gelingen beiträgt.

Genau dies hat nun eine breit abgestützte Studie belegt, die von Forscherteams an verschiedenen Universitäten in Kanada und in Brasilien durchgeführt wurde. – Das Resultat von mehreren sogenannten „Doppelblind„-Langzeit-Beobachtungen an Tausenden von Probanden brachte keine revolutionär neuen Erlenntnisse, aber bestätigt auf solide Weise, was man bereits weiss: die drei Produkte haben insgesamt eine „bescheidene“ Wirkung von 3-5 Kilo Gewichtsverlust… Das entspricht fünf bis zehn Prozent des jewiligen Übergewichts, was nach internationalen Standards als Erfolg gilt, wenn es mindestens zwei Jahre lang gehalten werden kann.

Dazu kommen unterschiedlich ausgeprägte positive Auswirkungen auf die Begleit-Erkrankungen, vor allem Diabetes, aber auch Bluthochdruck und Herzkreislauf-Risiken, aber ebenso auch unerwünschte Nebenwirkungen von ganz individueller Beschaffenheit.

Was bedeutet nun diese Erkenntnis, die eigentlich keine ist? – Das A und O bleibt auf der einen Seite die Prävention, die vorbeugende Verhinderung, die Übergewicht gar nicht erst entstehen lässt… und dann führt nichts daran vorbei, dass der Lebensstil so gestaltet werden muss, dass Energie-Aufnahme und Energie-Verbrauch ins Gleichgewicht kommen. Gelingt dies nicht ganz, so können Medikamente eine segensreiche unterstützende Wirkung haben, wenn man sie nicht durch Rückfälle in alte Verhaltensmuster wieder austrickst. Aber knallhart ist die Lektion auch dieser Studien: das Medikament allein schafft den Kampf gegen die Pfunde nicht, den schaffen nur wir selber, wenn wir Glück haben. Vielleicht.