29/11  Geheimplan

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:46

Ich sitze im 13. Stockwerk eines an sich hässlichen Kastens und blicke hinab auf das nächtliche Interlaken, das aussieht wie die zum Leben erwachte Landschaft einer Modelleisenbahn, so putzig sind die kleinen Autos, die sich mit ihren Scheinwerferchen einen Weg durch das Dunkel bahnen, dort, wo die Strassenlaternchen nicht hinkommen, und winzige Menschlein, die mit emsigen Schritten einem Ziel zustreben, das irgendwo draussen in der Nacht liegt…

Es war ein anstrengender Tag. Am Morgen anderthalb Stunden im Stau, auf dem Weg nach Bern, an einen Workshop mit Ärzten, bei dem es um die Leistungen der Krankenkassen in der Adipositas-Therapie ging… ein dunkles Kapitel, denn das Nichtwissen ist gross… – Dann ab nach Interlaken, ins Kasino, wo ein Ärztekongress stattfindet. Ich habe einen Platz beim Stand des Pharma-Unternehmens Abbott (Reductil), mit dem wir partnerschaftlich verbunden sind, und wir haben eine „Sprechstunde“ für Mediziner eingerichtet, wo sie sich nach den Dienstleistungen unserer Stiftung erkundigen und Erfahrungen im Umgang mit adipösen Patienten austauschen können.

Am Abend dann wieder zurück nach Bern, für die Planung einer Lobby-Aktion im Hinblick auf die Budget-Debatten im Parlament: wir wollen uns einsetzen dafür, dass der Bund genügend Mittel bereitstellt, um das Adipositas-Programm, das für 2008 und die kommenden Jahre geplant ist, auch wirkungsvoll umzusetzen, damit es nicht zur Totgeburt wird. Ich komme mir vor, als würden wir einen Geheimplan schmieden, bloss machen wir nicht den Fehler, unsere Überlegungen auf einer Flipchart festzuhalten, sondern geben alles diskret in einen PC ein. Aber wir machen es ja sowieso „für“ und nicht „gegen“ etwas…

Dann wieder zurück nach Interlaken, an ein feines Nachtessen auf Chinesisch mit dem Abbott-Team… und dann vom vielen Autofahren und Diskutieren ermattet ins Bett, im 13. Stock, hoch über dem spätabendlichen touristischen Treiben. Morgen geht es am Abbott-Stand wieder weiter. Es gibt Tage, an denen müsste man sich in drei Teile teilen können. Zum Glück geht das nicht.