30/11 Fress-Kongress
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Auf die Gefahr hin, mich da und dort unbeliebt zu machen, muss ich eine Erkenntnis reflektieren, die sich mir förmlich aufgedrängt hat, für alle Sinne spürbar, sozusagen.
An zwei Tagen durfte ich Gast sein in einem Präsentationsstand im Rahmen der „Ausstellung“, wie der Auftritt der an die 60 Pharma-Konzerne und medizinaltechnischen Anbieter genannt wurde. Der SAMM-Kongress tagte im Casino Interlaken und bot eine Fülle von interessanten Referaten, Workshops und Seminaren für Allgemeinpraktiker. Dazwischen gab es Pausen von je einer halben Stunde, in denen sich die Teilnehmenden in der „Ausstellung“ über neue Angebote und Trends informieren konnten.
In dieser halben Stunde mussten sich die Kongressbesucher auch verpflegen können. Und das hatte ganz interessante Phänomene zur Folge. Eine Viertelstunde vor der Info- und Verköstigungspause wurde die grosse Ausstellungshalle zu einem wahren olfaktorischen Basar, wurden auf den Pharma-Tresen ganze Wagenburgen von Tabletten mit belegten Brötchen, Sandwiches, Häppchen und Schnäppchen, Spiesschen und Früchtecoctails, Fruchtsäften, Kuchen und Torten aufgefahren.
An einzelnen Ständen war man dazu übergegangen, ganze Verpflegungsbatterien zu installieren, sozusagen live im Waffeleisen knuspriges Gebäck zu fertigen oder weithin duftende Crêpes zu brutzeln, aus grossen Stahlbeignoires ganze Menüs zu schöpfen, und die hungrige Ärzteschaft wälzte sich von Stand zu Stand, und dort, wo sich die grössten Trauben bildeten, musste das Büffet wohl am leckersten sein.
Wir am Abbott-Stand hatten ein vergleichsweise bescheidenes Angebot: kleine Brötchen und Laugenschnecken mit Käse oder Schinken, Mandarinen, Weihnachtsgebäck, auf Spiesschen gereihte Trauben und Fruchtsücke… das lockte keine Massen an, die versammelten sich anderswo. – Früher, so wusste eine der Mitarbeiterinnen zu berichten, habe man jeweils noch einen Bier-Zapfhahn gehabt. Und es gab Leute, die sich hoffnungsvoll nach dessen Verbleib erkundigten… jetzt gab es „nur“ noch Kaffee. Guten zwar, aber den gab es an vielen Ständen.
Woran also werden sich die Ausstellungsbesucher wohl im kommenden Jahr erinnern? An neue, nützliche Hilfsmittel für die tägliche Arbeit in der Praxis? An interessante Produkte und Heilmittel? An Erkenntnisse und Einsichten, Kontakte mit Fachleuten und Expertinnen? Oder doch an den kulinarischen Wettbewerb der verschiedenen lokalen Caterer und Verpflegungskünstler? Da die Liebe bekanntlich durch den Magen geht, wird es die Erinnerung auch nicht viel anders halten.