21/12  Zugesetzt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:19

Volksmund ist Sprachgebrauch – und umgekehrt. Was sich an Redewendungen eingebürgert hat, das entspricht meist einer emotionalen Logik durch Erfahrung. Etwas hat mir „zugesetzt“, sagen wir, wenn wir meinen, dass uns ein bestimmtes Erlebnis nachteilig beeinflusst hat.

Ein Zusatz an sich muss noch nichts Negatives sein. Es ist eigentlich etwas, das zu etwas anderem dazu gesetzt wird, dieses ergänzt, vervollständigt, wertvoller macht, wenn wir Glück haben. – Eine Mischung besteht aus verschiedenen Dingen, die einander zu-gesetzt wurden. Ein Menu entsteht, wenn man unterschiedliche Nahrungsmittel zu(sammen)setzt.

Dieser volksetymologische Hintergrund soll erhellen, worum es unter anderem auch geht, wenn nun von „Zusatzstoffen“ die Rede ist, zu denen sich das Bundesamt für Gesundheit BAG kürzlich in einer aktualisierten Publikation geäussert hat. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie auf der Verpackung deklariert werden müssen und dass sie eine Nummer tragen, die hinter einem E steht. Wieviele es davon gibt, in welche Kategorien sie eingeteilt werden können und was sie bewirken, das ist in einem interessanten Faktenblatt beschrieben, das man auf der entsprechenden BAG-Website herunterladen kann.

Zusatzstoffe können durchaus natürliche, organische Substanzen sein, sie können aber auch synthetischen Ursprungs, also im Labor hergestellt sein. Bezüglich Übergewicht haben sie ein belastetes Image. Immer wieder tauchen Theorien auf, wonach es diese „künstlichen“ Stoffe seien, welche über die industriell gefertigte Nahrung den menschlichen Stoffwechsel negativ beeinflussen und Adipositas verursachen würden. Solche Vermutungen sind bis jetzt nicht bewiesen.

Von Amtes wegen erteilt das BAG den Zusatzstoffen einen Unbedenklichkeits-Ausweis: sie gehörten zu den am besten erforschten Lebensmittel-Bestandteilen und würden laufend getestet darauf, dass sie auch wirklich verträglich seien (sofern nicht besondere Allergien bestehen). Ihre Verwendung würde wenn nötig immer wieder neu geregelt, mit strikten Höchstwerten und Empfehlungen für eine „Gute Hersteller-Praxis“ (GHP).

Zusatzstoffe seien notwendig, um Lebensmittel dauerhaft haltbar zu machen. Gäbe es sie nicht, sagt der Bericht, dann könnten wir nicht währernd des ganzen Jahres saisonale Produkte aus aller Welt konsumieren… – Aber hier soll die Frage zugesetzt werden: müssen wir denn das wirklich können?