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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Süss duften unterm Tannenbaum die Orangen, Mandarinen, Äpfel und Birnen – und wir fühlen uns so richtig gut und unschuldig, wenn wir kräftig zulangen, denn schliesslich sagt man uns immer wieder, wie gut mindestens 5 Früchte pro Tag sind, und in der Werbung verkauft man uns die aufgepimpten Joghurtspeisen auch hauptsächlich mit dem Argument, es sei „kein Kristallzucker“ drin. Also, folgern wir, nur der natürliche, ergo gesunde Fruchtzucker.
Und gerade noch rechtzeitig auf das Weihnachtsfest warnt uns eine Studie der Universität Florida vor dem Fructose-Verzehr. Denn: Zuviel davon kann einen Zuckerschock auslösen! – Da ist das Pendel also quasi zurückgekommen: nach dem Ausschlag in Richtung Low-Carb, nachdem man ein Übermass an Kohlenhydraten und Stärke als problematisch erkannt hatte, wird jetzt plötzlich wieder die Ampel auf Rot gestellt, wenn es um Fruchtzucker geht…
Dass sich heute fast in jedem industriell gefertigten Nahrungsmittel Zuckerzusätze finden, meist Mais-Fructose, weil die günstig ist, wird als Problem erkannt. Es sind nicht nur „versteckte“ Fette in vielen Produkten, es sind ebenso die „verdeckten“ Zucker-Anteile, die sich zu einer Überzuckerung summieren, den Stoffwechsel belasten und bei entsprechender Veranlagung dazu führen, dass Fettzellen gepeichert werden. Ein Übermass an Fructose könne – im Unterschied zu anderen Nahrungsbestandteilen – zur gefürchteten Insulin-Resistenz führen, die das Metabolische Syndrom wesentlich prägt.
Dabei, so die Studie, spiele es keine Rolle, ob die Fructose aus Früchten oder aus gesüssten Getränken kommt. Sicher, ein frischer Apfel ist an sich gesund, auch für die Verdauung, mit all seinen Bestandteilen, Faserstoffen, Vitaminen etc. – aber wer zuviel davon isst, riskiert genauso eine schädliche Überdosis, wie wenn er sich einen Liter Limo reinzieht… Also bleibt am Ende wieder der Appell an die Vernunft, und die Absage an die schlaue Bauernweisheit von wegen „viel nützt viel“.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Nein, hier geht es nicht um die Bundesratwahl. Es geht um Geld. Nachdem unser Vorstoss zur Erhöhung des Kredits für Prävention beim Bundesamt für Gesundheit vom Nationalrat abgelehnt worden ist, hat sich das Gremium nun doch der Kinder erbarmt: die Motion Kiener Nellen fand Gnade mit 118 gegen 56 Stimmen.
Die Mittel beim Bundesamt für Sport BASPO werden aufgestockt, damit auch Kinder zwischen 5 und 10 Jahren in den Genuss der Programme von „Jugend+Sport“ kommen können. Das ist zwar ein kleiner Stein im Mosaik der notwendigen Massnahmen, aber der Entscheid setzt ein Zeichen, denn er wurde gegen den Antrag des Bundesrates gefällt, welcher die Ablehnung der Motion empfohlen hatte.
Damit sind wir beim Kern des Problems: unsere Regierung tut sich offensichtlich noch schwer damit, wirkungsvolle Massnahmen umzusetzen. Sie hat in ihrer Begründugn wohl auf das Massnahmenpaket hingewiesen, das beim Bundesamt für Gesundheit in Vorbereitung ist, und hat auch angemerkt, dass sportliche „Bewegung“ nicht isoliert betrachtet sondern immer auch mit gesunder Ernährung kombiniert werden sollte… aber in der Begründung zur Ablehnung dominierte unterschwellig doch der Sparwille.
Da haben wir noch eine intensive Arbeit vor uns, um das Argumentarium für eine ganzheitliche Prävention, nicht nur bei den Kleinsten, nachvollziehbar unter die Leute und an die politischen Entscheidungsträger zu bringen.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:39 |
Einst war die Anzahl der Glückwunschkarten, die man auf dem Fensterbord aufstellen konnte, ein Zeugnis für die Beliebtheit, derer man sich erfreute. Je mehr, desto besser. Es wurde ein Prestige-Business daraus. Ich erinnere mich an die TV-Legende Wisel Gyr: er hatte ein kleines schwarzes Büchlein, in das er all seine unzähligen statistischen Auswertungen eintrug. Darin war auch die Liste der verschickten Neujahrsbotschaften, und dahinter registrierte er in jedem Jahr säuberlich, wer sich für seinen Gruss bedankt bzw. revanchiert hatte.
In England, zumindest bei meiner Landlady, spannte man Schnüre quer kreuz und durch die Stuben, an welchen die Karten rittlings aufgehängt wurden. Auch hier galt die Anzahl als Status-Symbol. Und jedes Jahr war es in der Firma das gleiche Drama: auf Stufe Generaldirektion wurde ein Sujet festgelegt, die Karten wurden in grosser Anzahl gedruckt und den Abteilungen zum Versand abgegeben. Diese fanden jedoch das Sujet in der Regel scheusslich und deckten sich individuell mit Unicef-Karten ein… Ich hatte schliesslich den Versand auf ein absolutes Minimum reduziert, auf die zurückhaltende Beantwortung von Karten, die ich zugeschickt erhalten hatte.
Aber dann kam die Schwemme der singenden Elche, der hüpfenden Rentiere und der sackschwingenden Santas, die aus dem Bildschirm schwappten: Sie haben eine elektronische Postkarte! meldete der E-Mail-Bote, und wenn man sie öffnete – sofern das richtige Programm schon installiert war – ging das Gezirpe und Geplärre und Geflimmer los… – Heute verschwinden die meisten dieser Versände wohl in den Abgründen der Spam-Filter, so dass nicht nur die Beantwortung entfällt, man muss dann nicht einmal mehr wissen, ob jemand an einen gedacht hat oder nicht.
So sympathisch und emotional angenehm ein vertraulicher, persönlicher Kartengruss sein kann – wenn sie zur industriell gefertigten Landplage werden, seriell produziert und vertrieben, verlieren sie ihren Charme. Obwohl: letztlich freut man sich ja wohl doch über das Lebenszeichen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:34 |
Besprechung heute Morgen mit einem Menschen, der sich vorgenommen hatte, für uns Geld aufzutreiben. Ein früherer Kollege, der nach seinem Jobwechsel mit zahlreichen Firmen auf Beratungsebene in Kontakt kam, hatte die sympathische Idee, er könnte diese Kontakte auch nutzen, um zu klären, ob sich das eine oder andere Unternehmen für eine Sponsoring-Partnerschaft mit der Adipositas-Stiftung gewinnen liesse.
Die Idee hatte uns gefallen: meine eigenen Fundraising-Erfahrungen in den letzten Jahren waren nicht eben berauschend gewesen, auch wenn es für das Überleben unserer Organisation reichte, aber ich stellte mir doch vor, dass ein neuere Ansatz auf einer anderen Motivationsebene vielleicht mehr Erfolg haben könnte. Nach einem halben Jahr kam ein erstes Feedback und heute gabs das Debriefing, wie man der Schlussbilanz auch sagen kann.
Was dem Kollegen vor allem zu Denken gab: sein Erfolg war gleich NULL. Und die Antworten, die er auf seine Anfragen hin bekam, deckten sich frappant mit den gängigen Vorurteilen, gegen die wir die letzten Jahre anzukämpfen versucht haben. – Wenn überhaupt ein Engagement denkbar wäre, so die Argumentation der zumindest Interessierten, dann nur für die Prävention, für Kinder vielleicht, um Übergewicht zu verhindern. Aber doch nicht, um den Dicken irgendwie mit Rat und Tat zu helfen! Die sollen weniger essen und sich mehr bewegen. Basta. Sie haben sich ihr Gewicht auch selber zugelegt – sollen sie selber schauen, wie sie es wegbringen…
Und überhaupt, so lauteten andere Meinungen: was soll denn diese Stiftung? Was tut sie? Aufklären und Betroffene beraten? – Wozu? Es sind ja ohnehin alle Medien voll mit dem Thema und wer sich im Internet umsieht, der findet zu Hunderten einschlägige Informationen und Empfehlungen… was will denn eine Organisation, die auch noch „Beratung“ anbietet? Das brauchts doch nicht…
Wir nehmen diese Meinungen zur Kenntnis. Unsere Aufgabe wäre es, dagegen anzutreten, diesen Auffassungen zu widersprechen mit sachlicher Aufklärung und nüchterner Schilderung der Problematik. Aber das will offenbar keiner hören. Müssen wir schriller werden? Skandale in die Welt setzen? Zeter und Mordio rufen, auf die Gefahr hin, dass uns dann gar keiner mehr ernst nimmt? – Müssten wir unsere Strategie, die durch den Stiftungszweck vorgegeben ist, umschreiben, in grossen Lettern „Prävention“ an unsere Fahne heften? Wilde Aktionen entfesseln? – Ich weiss es noch nicht. Über die Feiertage gibt es so etwas wie eine kurze Auszeit, die man zum Nachdenken nutzen kann.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:30 |
Grundsätzlich ist immer Skepsis angesagt, wenn Pülverchen dazu beitragen sollen, dass man mühelos schlank wird. Besondere Vorsicht ist angezeigt, wenn solche Produkte nur übers Internet oder per Schneeballsystem über Wiederverkäufer unters Volk gebracht werden. Und nun berichtet die NZZ am Sonntag in ihrer Wissens-Beilage von Fällen, in denen der Konsum solcher Produkte zu bösen Leberschäden geführt hat.
Im Berner Inselspital wurden zwei Patienten behandelt, die an Symptomen litten, für die es zunächst keine vernünftige Begründung zu geben schien. Erst als diese verschwanden, nachdem der Konsum der entsprechenden Präparate abgesetzt wurde… und dann wieder auftraten, als die Pulver erneut eingenommen wurden, war für die Mediziner der Zusammenhang erhellt. Und nun existieren zwei unabhängige Studien, eine vom Inselspital und eine aus dem Universitätsspital in Jerusalem, die insgesamt 22 Fälle von Leberschäden dokumentieren, bei denen in mehr als der Hälfte ein Zusammenhang mit dem zuweilen aggressiv angepriesenen Wunderpulver nachgewiesen wird.
Das bedeutet nun nicht, dass die Produkte aus dem Hause Herbalife, die auch bei uns eine grosse Anhängerschaft haben, generell gesundheitsgefährdend wären. Aber offenbar, so belegen die Studien, kommt es vor, dass bei exzessivem Gebrauch und in bestimmten, noch nicht erforschten Kombinationen, diese Präparate eine schädliche Wirkung entfalten können, ungewollt und unbeabsichtigt zwar, aber eben doch gefährlich. Und die Auswirkungen sind so ausgeprägt, dass das Bundesamt für Gesundheit eine Überprüfung der Zulassung zum Markt (als Nahrungszusatz) für angezeigt hält.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:50 |
Die altehrwürdige Abnehm-Methode ist nicht unumstritten: FdH, Friss die Hälfte. Ernährungsexperten weisen zu Recht darauf hin, dass es nicht unbedingt ideal ist, „nur die Hälfte“ zu essen, wenn man sich eine einseitige, unausgewogene Ernährung angewöhnt hat. Die bleibt „ungesund“ und könnte zu Mangelerscheinungen und Fehlernährung führen.
Trotzdem steht der Begriff stellvertretend fürs Abnehmen, weshalb er ja auch als Titel gewählt wurde für die monatliche Beilage zum Magazin GesundheitSprechstunde. – Die Dezember-Ausgabe steht im Zeichen vorweihnächtlicher Aufklärung. Ein prunkvolles Festmenü wird zelebriert, das mit seinen drei Gängen weniger als 500 Kaloren auf den Teller bringt; Tipps für winterliche Bewegung und Empfehlungen für fitnessbewusstes Verhalten im Alltag (notabene vom eBalance-Berater); ein Bericht über Geschmacks-Tests in den Produktionsstätten von Nestlé und eine Information über den verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten zur Gewichtskontrolle machen das Heft lesenswert.
Und dann ist da noch die Titelgeschichte mit der amtierenden Miss Schweiz, Amanda Ammann, die uns teilhaben lässt an ihrem täglichen Bemühen, sich gesund zu ernähren, um ihr Gewicht und ihre Masse halten zu können, auf die sie in ihrem „Job“ angewiesen ist. Aber sie versteht es auch, gutes Essen zu geniessen. Den Ausgleich macht sie mit Dinner Cancelling: ein bis zweimal pro Woche aufs Abendessen verzichten, das ist eine Praxis, die zunehmend Anhänger gewinnt, da sie den Körper während der Phase der Regeneration in der Nacht entlastet und im Stoffwechsel Kräfte freisetzt, die auch gegen das Altern der Zellen wirken. – So gesehen wäre das Weglassen einer Hauptmahlzeit am Abend eine andere Form der Reduktion auf die Hälfte.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:47 |
Es war ein eindrückliches Beispiel, heute, in der SF 1-Sendung Leben live: dokumentiert wurde die Geschichte von Uschi Roos, die nach einer Magen-Bypass-Operation über 100 Kilo abgenommen hat, mehr als die behandelnden Ärzte für möglich hielten. Von 178 Kilo hat sie in anderthalb Jahren ihr Gewicht auf 76 Kilo reduziert. Aber sie sagt es unmissvertändlich:
Die Operation hat nur die Voraussetzung geschaffen dafür, dass das Abnehmen möglich wurde, aber erkämpfen musste und muss es sich die Patientin jeden Tag wieder neu. Ihr Grundprinzip: nur so viel essen, dass sie dauernd hungrig bleibt. Am Morgen ein kleines Frühstück, am Mittag gerade so viel (oder so wenig), dass der Hunger bleibt, dazwischen Früchte, und am Abend wenn möglich auch nur Früchte… Esse sie mal „richtig“, bis der Hunger weg ist, dann nehme sie sofort wieder zu, sagt Uschi Roos. Klar könne sie auch gelegentlich bei einer Mahlzeit etwas mehr zulangen, aber das müsse dann sofort wieder kompensiert werden. Und jeden Tag auf die Waage stehen.
Die Geschichte zeigt, was eigentlich bekannt ist, aber gerne verdrängt oder vergessen wird: Abnehmen und das neue Gewicht halten ist – bei entsprechenden Voraussetzungen – harte, konsequente Knochenarbeit, ist mit Verzicht und mit Selbstbeherrschung verbunden, braucht Disziplin und Überwindung in einem Ausmass, das bei weitem nicht selbstverständlich ist. Uschi Roos hatte einen BMI von über 65 und war in ihrer Lebensqualität massivst eingeschränkt. Dass sie den Kampf aufgenommen und es mit Hilfe der Operation auch wirklich geschafft hat, ist ein grosser, persönlicher Erfolg, der hoffentlich von Dauer bleibt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:38 |
Gegen Ende des Jahres nimmt die Hektik zu. Das meiste, was begonnen wurde, sollte noch abgeschlossen werden. Ausstehende Rechnungen wollen eingetrieben sein, damit das Budget stimmt. Verträge drängen auf Erneuerung und müssen ausgehandelt werden. Und schon beginnt die Zeit der Rechenschaftsablage, der Bilanzen im Rückblick.
Geht es Ihnen auch so? Termine, die im Januar 2008 geplant sind, befinden sich in meiner geistigen Agenda irgendwo, ein Jahr weit weg. Das eilt nicht, sage ich mir, dafür habe ich noch lange Zeit, das ist erst nächstes Jahr… und plötzlich wird beim Blick in den realen Terminkalender klar: das dauert ja nur noch drei Wochen! Plötzlich geht alles sehr rasch und die verschiedenen Projekte, die in den letzten Tagen des alten Jahrs noch eingefädelt wurden, sind sehr konkret terminiert und der Zeitplan ist eng, hat schon kaum mehr Spielraum und Pufferzonen.
Dazwischen liegen noch ein paar Ferientage. Wir haben beschlossen, über die Festtage unsere Büros zuzumachen. Die Anfragen kommen dann wieder imn Januar. Weihnachten und Neujahr sollte man geniesen können, ohne permanent daran denken zu müssen, was man eigentlich unterlassen sollte. Es ist das Fest der Liebe, die bekanntlich auch durch den Magen geht.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:25 |
Wie war das doch damals, als wir am Ende des Schuljahres mit roten Ohren heimwärts trabten, im Seehundfelltornister neben den Heften und Büchern das kleine, sorgfältig eingebundene Büchlein, in das die Lehrerin mit druckgleicher Schönschrift auf jeder Zeile eine Note eingetragen hatte: 6, 6, 5, 6… nur beim Turnen eine Vier… Und es war klar: zuhause wollen alle wissen, wie man abgeschnitten hat und je nachdem gibt es Lob oder Tadel, ein kleines Geschenk vielleicht.
Das Zeugnis-Büchlein wurde in hohen Ehren gehalten, vorsichtig umgeblättert, die Seiten fasste man am Rand mit Fingerspitzen sorgfältig an, damit es ja nirgends einen Fleck geben konnte. Und wenn Vater oder Mutter ihre Unterschrift auf die Seite setzten, so musste das in feierlicher Stimmung geschehen, im Wissen um die Bedeutung des Dokumentes, das über die spätere berufliche Zukunft entscheiden konnte, davon waren wir damals überzeugt. Und wenn ich später, in der kurzen Periode, in der ich selber einem Lehrkörper angehörte, meine Noten in die Heftchen eintrug, überkam mich zuweilen ein ehrfürchtiges Gefühl der Verantwortung, die ich – mit andern – trug für das spätere Geschick eines jungen Menschen. Das hielt auch noch an, als an die Stelle des gebundenen Büchleins, bei unseren eigenen Kindern, die mit dem Schulcomputer ausgedruckten Blätter traten.
Eine neue Dimension von Zeugnis lernte ich heute optisch kennen: die REPORT CARD einer amerikanischen Public School in Florida, welche die Schüler vom Kindergarten bis zum Abschluss begleitet und in der die ganze schulische Karriere der Jugendlichen abgebildet ist. Die Titelseite gehört fast vollständig dem Sponsor: einem nicht ganz unbekannten FastFood-Anbieter, der den Jugendlichen, integriert ins Zeugnis, die Belohnung für gute Leistungen und Fleiss in Aussicht stellt: wer lauter gute Noten hat und nicht mehr als zwei Absenzen, und nie zu spät gekommen ist, der kriegt ein Gratis-Happy-Meal… aber das Glück ist begrenzt. Pro Zeignisperiode gibts nur ein einziges glückliches Mahl pro SchülerIn, und auch das muss innerhalb von 30 Tagen nach Quartalsende bezogen sein.
Soll man jetzt nörgeln und den Kids die kleine Freude vermiesen? – Nein, natürlich nicht. Die eine Mahlzeit pro Quartal schadet sicher nicht… aber die REPORT CARD von Florida ist ein exemplarisches Beispiel für den Wert und den Nutzen der „freiwilligen Massnahmen“, wenn es darum geht, Kinder und Jugendlichbe vor unerwünschter Werbung zu bewahren. Dazu hat sich die US-Foodindustrie – freiwillig – verpflichtet. Offenbar ist die Einhaltung der Verpflichtung auch freiwillig.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:11 |
Dies ist nur eine kleine frivole Betrachtung, auf die ich per Zufall gestossen bin. Für alle (durchaus rechtschaffenen) BigMac-Liebhaber eröffnet sich eine schauderbare Perspektive, wenn wir die Entwicklung der letzten Jahre (hin zu immer grösseren Portionen) für bare Münze nehmen.
Eine Bilderserie zeigt die Evolution des beliebten Fast Foods auf: vom „Big Mac“ zum „Chcici Mac“ (mit ganzen 26 Fleisch-Scheiben). Angefangen hatte alles noch harmlos: nach dem „Big-“ kam der „Mega“-Mac, danach der „Giga“-Mac und der „Tera“-Mac… wir kennen diese jeweils potenzierten Riesenmengenangaben ja von den Speicherkapazitäten der Computer her… – Bis zum „Chici“-Mac sind noch ganze neun Stufen zurückzulegen.
Sollte dieses Szenario eintreffen, müssen wir wohl auch die Adipositas-Kategorien entsprechend neu definieren. „Adipositas per magna“ ist heute medizinisch gesprochen ein starkes Stück Übergewicht. Wie geht es weiter?
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