6/1 J+S
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Ein vielversprechendes Signal kommt aus dem Departement des immer noch SVP-Bundesrates Samuel Schmid. Da können seine Parteifunktionäre in der selbstverordneten Schein-Opposition noch so täubelen: dass das staatlich organisierte Turnprogramm Jugend und Sport (J+S) bereits für Kinder ab 5 Jahren eingeführt werden soll (bisher ab 10 Jahren), und dass dadurch 150 000 kleine Menschen einen neuen, spielerischen Zugang zu körperlicher Bewegung erhalten können, das ist grundsätzlich eine gute Sache, die ein kräftiges BRAVO! verdient.
Freilich – und wir wollen da nicht undankbar sein – ist dies nur ein einzelner Bestandteil im Puzzle zur Lösung des Problems, wie mit dem kindlichen Übergewicht (und dessen gesundheitlichen und finanziellen Spätfolgen) umzugehen sei: angeleitete Bewegung allein ist ein wichtiger Pfeiler, aber sie ist nicht alles. Genauso wichtig sind Massnahmen, die dazu dienen, dass sich Kinder und Jugendliche auch ausserhalb der Turn-Veranstaltungen wieder gerne und gut bewegen können, planerische Gestaltung von sicheren Fusswegen in die Schulen, Spielplätze, inspirierende Freiräume, die zum Toben und Tollen einladen… und Aufklärung über einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit dem überreichlichen Nahrungsangebot, Anpassung der Lehrpläne, Haushaltsunterricht, optimale Verpflegung in den Schulen selber, gute Mittagstische mit Anrezen, „gesund“ zu leben und nicht auf die Schnelle einen Pizzaschnitz herunterspachteln zu müssen…
Das alles indessen ist nicht gratis zu haben. Wie die SonntagsZeitung berichtet, schätzt das Bundesamt für Sport BASPO den Aufwand für diese neuen, ausserschulisch organisierten Angebote für die 5- bis 10-jährigen auf 20 Millionen Franken pro Jahr. Und es hofft auf die Einsicht der Politiker. – Diese haben in der letzten Session aufgrund eines Vorstosses aus dem Parlament schon mal prinzipiell positiv reagiert, dabei ging es aber noch um einen deutlich kleineren Betrag. Wir drücken dem Projekt aus dem VBS die Daumen und nehmen zur Kenntnis, dass es Bundesämter gibt, die den vorhandenen Bedarf benennen und auch für die notwendigen Mittel kämpfen wollen.
Wir erwarten diese gleiche Haltung auch vom Bundesamt für Gesundheit, das in einem ersten Entwurf einer Vorlage an den Bundesrat immer noch davon ausgeht, man könne die Übergewichts-Problematik landesweit ohne zusätzliche Mittel bekämpfen, indem man einfach etwas besser koordinieren und an die Selbstverantwortung der Bürger und der Wirtschaft appellieren würde. – Hallo! Aufwachen! Es ist 2008!