7/1 Gesund essen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Es sei, sagt der Volksmund, paradox: alles, was gut schmecke, sei ungesund oder mache dick. Und „gesundes“ Essen sei quasi von Amtes wegen wenig schmackhaft…
Dieser landläufigen Meinung tritt nun einer entgegen, der es wissen muss: der Gastro-Journalist und -Kritiker Beat Wüthrich vom SonntagsBlick. Er lanciert eine Serie im SoBli-Magazin, in welcher eine vierköpfige Schweizer Normalfamilie im Küchenalltag den Zugang zu gesundem Essen erlernen soll.
Das ist ein sehr lobenswertes Unterfangen, auf das man gespannt sein darf. Im ersten Beitrag wurden die aktuellen Voraussetzungen der Übergewichts-Problematik skizziert. Als Gewährsmann figuriert der Adipositas-Spezialist und Kinderarzt Dr. med. Andreas Bächlin, der u.a. auch dem wissenschaftlichen Fachrat der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS angehört. Er ist einer der Pioniere im Kampf gegen Adipositas bei Kindern und Jugendlichen und seine Einschätzungen sind fundiert.
In einem Punkt sollte die Darstellung noch ergänzt werden. Wüthrich legt seinen Ausführungen die Werte des statistischen Amtes zugrunde, was die Anzahl der Betroffenen angeht. „Fast 30 Prozent aller Schweizer“ seien übergewichtig, schreibt er. Das sind die offiziellen Werte. Inoffiziell weiss man aber, dass diese Zahlen (sie stammen aus dem Jahr 2002 und werden alle 5 Jahre neu erhoben) nicht auf einer „akribischen Befragung“ beruhen, wie Wüthrich ausführt, sondern auf einer telefonischen Erhebung. In den meisten Ländern werden die für die Bestimmung des Übergewichts (BMI) relevanten Daten durch Messungen am Körper erfasst; in der Schweiz werden die Leute bloss am Telefon gefragt, wie gross und wie schwer sie seien. Da liegt es auf der Hand, dass nicht selten etwas geflunkert wird… dies muss nicht absichtlich passieren. Seine Grösse hat man noch von der militärischen Aushebung her im Kopf. Dass man im Lauf der Jahre „gechrumpft“ ist und dass diese – wenigen – Centimeter den BMI stark beeinflussen können, ist ein Faktum. Auch das Gewicht wird tendenziell eher „positiver“ drgestellt, als es die Waage anzeigt, das ist nur verständlich.
Inzwischen ist man in Fachkreisen überzeugt, dass in der Realität der Anteil an übergewichtigen Leuten in der Schweiz deutlich grösser ist – wenn nicht doppelt so hoch. Das unterstreicht die Tragweite des Problems. Wie auch immer: mit gesundem Essen fängt es an. Je schmackhafter, desto besser.