23/1  Academy

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Heute war Solothurner-Tag. Gestern begannen dort die Filmtage, heute war die Verleihung des Schweizer Filmpreises, zu der allerdings die alten Kämpen nicht mehr eingeladen werden, denn was sollen diese Veteranen noch bei Glanz und Gloria zu suchen haben..?

Immerhin, da gab es eine Medienkonferenz. An der wurde die Zukunft des helvetischen Filmpreises vorgestellt. Für die Ermittlung der Preisträger soll ein Academy-System eingeführt werden, wie man es von der Oscar-Verleihung her kennt. Ein erlesener Rat der bereits prämiierten und der herausragenden VertreterInnen der wichtigen Branchenverbände. 200 sollen es sein, welche die Nominierungen vornehmen, aus denen dann die Besten des Jahrgangs gekürt werden sollen. Die Übergabe der Auszeichnungen soll nicht mehr in der altehrwürdigen Ambassadorenstadt erfolgen, sondern an einem noch unbekannten Ort, Bewerbungen werden entgegngenommen.

Als ich am Mittag in Solothurn ankam, fragte mich die Taxi-Chauffeuse, ob es denn stimme, dass die Filmtage in eine andere Stadt verlegt würden, man höre so Gerüchte… Die Frage ist also in der Leute Mund. Ich konnte sie beruhigen. Diese Art von Spekulation wird meist gezielt in Umlauf gesetzt, wenn es darum geht, über eine Erhöhung der Subventionen zu verhandeln. Aber der Filmpreis, der schon, das wird ja seit Jahren diskutiert und eigentlich hat er nie so recht in die „Werkschau“ gepasst, für die das Understatement die ursprüngliche Präsentationsform war.

Wie lang der rote Teppich sein soll, über den die Missen und Mister aller Schattierungen und die Charcuterie-Prominenz defilieren würden, das war Gegenstand von Erörterungen und von kritischen Einwänden. Armin Walpen, Generalbevollmächtigter der SRG SSR idée suisse, legte einen feierlichen Eid ab, dass sein Unternehmen in den drei kommenden Jahren für die Veranstaltung der Film-Gala aufkommen werde, also kann der Teppich nicht lang genug sein.

Wir, die wir bei der Verleihungsfeier nicht benötigt wurden, sassen in der kleinen Beiz und genehmigten uns das traditionelle Fondue mit allem Drum und Dran. Was bringt das cinéastische Grossmannstum, fragten wir uns, wohl wissend, dass unsere Schnöderei am Ende nur dem Frust entsprang, dass wir nicht dabei sein durften… Aber eigentlich ist so ein Academy-Getue der Schweiz und dem Schweizer wesensfremd. Wer wirklich Weltformat hat, der findet selber den Zugang zum internationalen Film-Jet-Set, der geht in Hollywood ein und aus und lebt die Realität dort, wo sie zuhause ist. Was bringt es, wenn wir hier in der Art von Swiss-Miniatur ein Mini-Hollywood inszenieren, bloss damit die Verantwortlichen ihre virtuelle Wichtigkeit zelebrieren können? Man könnte mit dem Geld, das in eine solche Show gesteckt wird, locker einen Film produzieren, sagten wir uns, mit einem moralisch vorwurfsvollen Unterton… Aber dann kehrte der gute Pragmatismus zurück: es ist nicht an uns, diese Frage zu entscheiden. Lasst es die Sache der Jungen sein, die nicht belastet sind von 40 Jahren Solothurner Filmgeschichte, die ihre Akzente im Hier und Jetzt setzen müssen und die die Filme von morgen machen. Gut so.