25/1  Power-Bilanz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:36

Interlaken, Tag 2. – Den Reigen der Referate eröffnet der Berner Regierungsrat und Arzt Philipp Perrenoud (SP), Gesundheits- und Fürsorgedirektor des Kantons Bern. Er tritt mit klaren Worten ein für die Verantwortung des Staates und für gesetzliche Regelungen, wenn es darum geht, im Gesundheitswesen allen die gleiche Chance zu geben.

Ob sich Gesundheitsförderung und Prävention aus ökonomischer Sicht überhaupt lohnen, fragt Urs Brügger, Professor an der ZHAW in Winterthur. Verbindliche Zahlen gibt es nicht, er kann nur bestätigen, dass die Schweiz im internationalen Vergleich schlecht dasteht und bloss gut 2 Prozent der gesamten Gesundheitskosten für Vorbeugende Massnahmen ausgibt. – Mit einer sehr persönlichen Jungfernrede präsentiert sich Thomas Mattig, Dr. iur., der neue Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz. Seine Institution soll eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Gesundheitsziele spielen und auch er appelliert an die Verantwortung der Regierungen, die Voraussetzungen zu schaffen für eine gedeihliche Entwicklung. Gut klingt auch sein Bekenntnis zur Bedeutung der Nichtregierungs-Organisationen im Gesundheitsbereich, die er in seine Aktivitäten einbinden will.

Und eine solche stellt sich im Anschluss vor: Public Health Schweiz ist eine international vernetzte Fach- und Dachorganisation unter dem Präsidium von NR und Dr. med. Ignazio Cassis (FDP): bei seinem Engagement ist zu hoffen, dass etwas auch auf „seinen“ Innenminister abfärben möge. – Und eine weitere Organisation zeigt interessante Zukunftsperspektiven auf: Thomas Wellacott, Programmleiter veim WWF Schweiz, berichtet über gemeinsame Projekte mit Partnern, die man früher mal bekämpft hat und mit denen man jetzt zusammenspannt: sich gemeinsam für eine gute Sache einsetzen anstatt sich zu befehden… das ist ein Prinzip, das wir uns auch bei der Adipositas-Arbeit zu eigen machen müssten… wenn denn eine Bereitschaft bei möglichen „Partnern“ vorhanden ist und wir Aktionen entwerfen können, bei denen die alles bestimmende „Win-Win-Situation“ gegeben ist.

Einen fulminanten Höhepunkt setzt Adolf Ogi, alt Bundesrat und Dr. h.c., Uno-Sonderberater für Sport, mit seinem Bericht über die Aktivitäten der UNO mit Sport im Dienste der Gesundheit Seine Begeisterung und seine träfe Spontaneität lösen einen Beifallssturm im Plenum der Gesundheitsförderer aus… – Der Abschluss der Tagung gilt – wohl unfreiwillig – unserem eigenen Thema, der Adipositas und ihren Ursachen. Isabelle Moncada, Journalistin bei Télévision Suisse Romande und Produzentin des Gesundheits-Magazins 36,9 Grad, zeigt in einer gnadenlosen Dokumentation die Realität, in der sich ein übergewichtiger neunjähriger Bub befindet, der keine Chance hat, dass seine Therapie von der Krankenkasse bezahlt wird, für den es kein Entrinnen vor der Werbung für kalorien- und fettreiche Nahrung gibt, der in der Schul-Kantine falsch ernährt wird und der sich im Sport zu wenig bewegen kann… all dies, obwohl heute schon gewisse gesetzliche Grundlagen vorhanden wären. – Diesen Schlusspunkt müssen die Verantwortlichen auf allen Stufen in ihrem Gedächtnis von Interlaken mit nach Hause nehmen, ehe sie sich wieder ans Fliessband ihres Büro-Alltags stellen… (Wir werden versuchen, den Text des Referats auf der SAPS-Webseite zu veröffentlichen.)

Fazit: eine anregende Tagung.