1/1 Jung gewohnt…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:05 |
Zum Jahresauftakt noch einmal das kulinarische Ferkel rausgelassen… nicht extrem, aber doch mit schwerem Hefezopf zum Frühstück, erlesenem Käse aus Franzosenland, den man in Spanschachteln fangen muss, damit er nicht davonläuft, duftendem Parmaschinken, dampfender Ovomaltine, zuckersüssem Honig und Konfitüre… ein Brunch, wie er im Buch steht.
Aber nun wäre eigentlich wieder Vorsicht angesagt für die restlichen Ferientage, wenn da das Dilemma nicht wäre. Sie kennen sicher die Situation. Man hat das Haus voller lieber Gäste und denkt sich bei der Vorbereitung, es solle ihnen an nichts fehlen. Deshalb wird eher grösszügiger eingekauft als für den Eigengebrauch. Das geht schon weg, denkt man, wenn die hungrigen Mäuler um den Tisch sitzen, Gesellschaft macht Appetit.
Dann treffen die Besucher ein und packen ihre Taschen aus: Käse, Fleisch, Chips, Torten, Gebäck, Brote, Butter, Zopf eben, Zutaten zur Spaghettisauce, Getränke, Champagner, Wein, Energydrinks… Und für neun Leute wird in grossen Portionen gekocht, nicht gekleckert. – Reisen sie dann im Lauf des zweiten Tages nach durchgefeierter Nacht wieder ab, bleiben die Lebensmittel zu einem guten Teil zurück.
Zuerst wollen die Reste gegessen sein. Das hat man uns von klein auf beigebracht, eingetrichtert im wahresten Sinne des Wortes: Esswaren sind eine Gabe Gottes, dürfen nicht verschwendet werden. Man wirft keine Speisen, die nicht verdorben sind, in den Müll, auch nicht auf den Kompost, selbst wenn sie dort noch eine nützliche Aufgabe zu erfüllen hätten. Man zwingt die Kalorien aus tiefster (wenn auch automatischer) ethischer Überzeugung in einen Kreislauf, der Wochen und Monate dauern kann. Durch den Mund und den Magen-Darm-Trakt auf Hüften und in den Bauchspeck… zum Ablagern, bis sie dann nach vermehrter Anstrengung sich im Lauf der Zeit wieder in den Energiestrom einfügen müssen.
Sogar wenn das sogenannte Verfalldatum sich anzeigt, reut es uns noch, uns von den „guten Sachen“ anders zu trennen als indem wir sie ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführen, gegessen zu werden. – Das Neue Jahr hat also wie all die früheren begonnen. Einen aktuellen Lichtblick gibt es: Starbucks kündet die Einführung von „light“-Kaffeegetränken an. Mal sehen, wie lange es dauert, bis dieser auch in der Schweiz zu haben ist.