5/2 Gesund und teuer
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:05 |
Das hat uns gerade noch gefehlt! Die letzte Motivation, etwas gegen das Übergewicht zu unternehmen, ist weggebrochen wie das 250’000er-Täfelchen bei „Deal or no Deal“, wenn der Koffer geöffnet wird… Also wirklich, da steht alles Kopf, sogar die Daseinsberechtigung unserer Stiftung ist in Frage gestellt.
Schuld daran ist eine Studie aus den Niederlanden. Der Schluss, zu dem sie kommt, ist so banal wie einleuchtend… und deshalb doppelt erschlagend: Gesunde und schlanke Menschen belasten das Gesundheitswesen mehr als die Dicken, auch mehr als die Raucher… – Wie kann das kommen? Die Argumentation ist simpel. Wer ungsund lebt, kostet zwar kurzfristig mehr, aber da er weniger lang am Leben bleibt, verursacht er insgesamt eben doch weniger Kosten als ein „Gesunder“, der länger lebt und im hohen Alter dann auch höhere Kosten macht…
Die Gesunden und Schlanken werden in der Regel 84 Jahre alt… Übergewichtige bringen es dagegen nur auf 80 Jahre und Raucher gar bloss auf 77… – Und wenn man nun die Behandlungskosten für die möglicherweise anfallenden Medikamente, Operationen und Klinikaufenthalte zusammenrechnet, so ergibt sich für die Gruppe der Gesunden/Schlanken ein totaler Pro-Kopf-Aufwand von 281’000 Euro; ein Dicker kostet alles in allem 250’000 Euro, während der günstige Raucher bloss auf 220’000 Euro kommt.
Nun ist aber die Vermeidung unnötiger Kosten (noch) nicht das oberste Motiv für die Gesundheitspolitik. Gesundheit meint ja einen Zustand des Wohlbefindens, ein beschwerdenfreies Leben in angenehmer Qualität… Diesem Ziel muss sich jede Gesundheitsförderung unterordnen, wenn sie den Anspruch erheben will, human und sozial zu sein. Sonst wären wir plötzlich wieder im Reich der Unmenschlichkeit, wo das sogenannt „unwerte Leben“ von Staates wegen per Euthanasie vernichtet wurde. Wir treten mit diesen Überlegungen in einen ethischen und moralischen Diskurs, der sich nicht in Franken und Rappen berechnen lässt.
Bizarr wäre es, wenn wir plötzlich unser ungesundes Leben damit zu rechtfertigen begännen, dass wir ja nur den Staat entlasten wollten! Weil wir sonst noch auf die Idee kommen könnten, dass wir die uns eigentlich zustehende Differenz, die wir nicht kosten werden, wenn wir früher sterben, bereits vorab einziehen und genussvoll konsumsieren könnten… eine wahrhaft „kranke“ Überlegung, die vielleicht auch damit zu tun hat, dass wir in diesen Tagen in der närrischen Fastnachtszeit leben, wo die Worte nicht auf die Goldwaage gelegt werden.