9/2 Ver(d)erbt
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 21:10 |
Vielleicht fällt es uns einfach mehr auf, weil wir für das Thema sensibilisiert sind. Wenn ich beim Zappen auf eine dieser unsäglichen Supernanny- oder Supermama-Shows gerate und sehen muss, wie hilflos sich die Eltern mit ihrem quengelnden und sich im rotzigem Trotz aufbäumenden Nachwuchs herumplagen, dann scheint mir – entschuldigung, aber es ist so! – dass die schlimmsten Kinder die dicklichen sind… und im Analysegespräch mit der allwissenden Nanny stellt sich dann prompt heraus, dass die Kleinen sich nicht nur grosszügig aus der Süssigkeiten-Schale bedienen können, sie nuckeln auch nächtelang an gesüssten Tees und Sirups herum und glühen im Kampf mit ihren Erzeugern wie pausbäckige Puttenengel dunkelrosa ins Zimmer hinaus…
Ist das eines dieser Vorurteile? Oder treffen die Sendeanstalten eine ungünstige Auswahl? Bestimmt das Erziehungsverhalten oder die genetische Veranlagung darüber, ob ein Kind Gewicht ansetzt oder nicht? – Eine interessante Studie an Zwillingen, eineiigen und zweieiigen, die in England durchgeführt wurde und die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Einfluss der vererbten Gene weitaus grösser ist als der Einfluss der Umwelt, aber der ist auch da – im guten wie im schlechten Sinn.
Und so wie es Kinder gibt, die über eine angeborene Musikalität verfügen, während man andere mit keiner noch so drastischen Erziehungsmethode dazu prügeln kann, musikalisch zu werden… so gibt es auch Kinder, die „von Natur“ ein anderes Verhältnis zum Essen und dem Umgang damit haben, die herumtollen und „vernünftig“ essen mögen, und doch immer am Gewichtslimit sind, während andere faul herumliegen, sich mit Fastfood vollstopfen können und dabei doch dünn und beweglich bleiben…
Die Chancen sind ungerecht verteilt. Umso mehr muss darauf geachtet werden, solche Handicaps frühzeitig zu erkennen und die Umwelt so zu gestalten, dass die schlechten Voraussetzungen bei den entsprechend Veranlagten nicht ins Verderben führen.