24/2  Von Licht leben?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Eigentlich sah der Mann ganz normal aus. Kaufmann könnte er sein oder Beamter, mit einem grauen Schnauz und grauem Haar, aber im Grunde unauffällig. Jedenfalls gar nicht so, wie man sich jemanden vorstellt, der von sich selber sagt, dass er seit langer Zeit nichts mehr esse und nur noch von Licht lebe.

Der Auftritt war unerwartet. Ich sass auf der Zuschauertribüne im TV-Studio bei der Live-Sendung von GesundheitSprechstunde. Die SAPS bzw. die Mitglieder ihres Trägervereins waren eingeladen worden, als Beobachter der Sendung beizuwohnen, denn im Zentrum standen die Themen „Abnehmen“ und „Diabetes Typ 2“. Und da 90 Prozent der Diabetiker auch Übergewicht haben, ist die Schnittmenge beträchtlich. Eines unserer Vereinsmitglieder konnte in der Sendung selber mitwirken und sich anhand der bevorzugten Lebensmittel ihren „Ess-Typ“ bestimmen lassen.

Aber eben: mit dem Licht-Esser hatten wir nicht gerechnet. Und die Moderatorin sagte es deutlich und schon vorher, dass diese Praktik nicht zur Nachahmung empfohlen sei. – Warum wird sie denn in einer medizinischen Sendung überhaupt vorgestellt? Der anwensende Stoffwechselexperte, Dr., David Infanger, ist ratlos, weiss nicht, was er nun davon halten soll. Traut der Sache nicht, nimmt an, der Mann esse heimlich und verarsche uns bloss… – Nein, sagt dieser, es sei wirklich wahr und er sei nicht allein., es gebe etwa 150 wie er. Die Moderatorin will ihn herausfordern: ob das Scheinwerferlicht im Studio denn nun so etwas wie ein Festbankett darstelle… nein, keineswegs, lautet die Antwort, es geht nicht um das Licht, das aus Lampen kommt, und wenn man diese abstellen würde, müsste er auch nicht verhungern. Es gehe um Licht im übertragenen Sinne, spirituell eben, um Licht, das Liebe sei.

Das kennen wir allerdings. Den Spruch, dass jemand zu bestimmten Zeiten „von Luft und Liebe“ gelebt habe. Das mag damit zu tun haben, dass die Glückshormone, die durch den Zustand intensiven Verliebtseins (oder eine Ekstase) ausgeschüttet werden, für die Dauer ihres Wirkens jedes Hungergefühl ausschalten… so wie auch intensivste Hingabe an eine Arbeit, eine Tüftelei oder Aufgabenlösung einen ähnlichen Effekt haben kann: man vergisst völlig, dass man hungrig sein könnte. Aber das ist meist zeitlich begrenzt. Und nachher holt uns der Appetit wieder ein.

Die Moderatorin wollte mehr wissen: wie es mit dem Trinken stehe? Das tue er, und zwar eigentlich ganz normal, in Gesellschafrt und so. – Und ob denn auch wieder etwas herauskomme, wollte sie wissen. Sicher, sagte er: Flüssigkeit etwas weniger, als er getrunken habe (klar, etwas braucht er wohl noch fürs Schwitzen), und auch Festes komme ab und zu in geringer Menge heraus. – – Wo aber kann das herkommen? Aus dem Licht wohl eher nicht. Vielleicht sind es die Feststoffe in einzelnen Getränken… und möglicherweise das, was man so an Speichel und Nasenschleim im Lauf des Tages hinunterschluckt: das sollen ja einige Liter sein, in denen sich auch der Staub aus der Atemluft gefangen hat… – Freunde, lasst das Grübeln. Es sind Fälle bekannt, da sind Leute gestorben, die es versucht haben. – Sektenspezialist Hugo Stamm hat das Thema vor anderthalb Jahren behandelt, nachdem der gleiche „Licht-Esser“ bei Kurt Aeschbacher aufgetreten war… eine lesenswerte, „erhellende“ Hintergrund-Information.