28/2  Gruss aus Bünzen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Es war ein recht ergiebiger Tag. Das Bundesamt für Gesundheit hatte eingeladen zu einem Hearing über das in Erarbeitung befindliche neue Präventionsgesetz. Um die hundert Vertreterinnen und Vertreter von Patienten- und Krankheitsorganisationen und anderer nichtstaatlicher Institutionen, die mit Gesundheitsförderung und Prävention befasst sind, hatten sich in der Universität Bern eingefunden. In offener und konstruktiver Atmosphäre wurde einen Tag lang debattiert, in Gruppen gearbeitet, zusammengefasst, ausgetauscht. Alte Kontakte wurden aufgefrischt, neue geknüpft… gut investierte Zeit im Interesse einer guten Sache!

Aber eigentlich wollte ich kurz die Geschichte erzählen von den hilfsbereiten Menschen im Hauptbahnhof Zürich… und wie ich mir vorgekommen bin, als wäre ich zu Besuch bei Freunden in Bünzen bei Boswil. – Es hatte angefangen kurz nach acht Uhr, ich stand am kleinen Kiosk vor den Rolltreppen und kaufte eine Zeitung. Mein genähter Kleingeldbeutel liess sich nur schwer aus der Hosentasche ziehen, irgendwo musste sich der Lederbändel verhakt haben. Als ich ihn endlich mit einem Ruck befreit hatte, war ich froh, zahlen und gehen zu können, hinter und neben mir warteten noch andere Kunden.

Als ich wenig später im Zug den Lavazza-Kaffee bezahlte, spürte ich in der Hosentasche eine Leere… der Schlüsselbund fehlte! Als erstes ein Anruf zuhause: liegt er eventuell noch auf dem Klavier? Aber dann folgt siedendheiss die Erkenntnis: ich muss ihn beim Kiosk versehentlich mit dem Geldbeutel aus der Tasche gezogen haben. Rasant lief der Film vor dem inneren Auge ab: Haus- und Wohnungstür, Einstellhalle, Bürokomplex… mindestens drei Schlüssel und Schlösser, die ersetzt werden mussten, das würde mich einige Tausender kosten, die keine Versicherung ersetzt. Abgesehen von dem Ärger, während Tagen die Türen nicht mehr selber öffnen zu können…

Also rief ich die kompetenten Helferlein unter 1818 an und erhielt die Nummer der Bahnhofauskunft. Diese suchte bereitwillig nach der Telefonnummer des Kiosks… aber die Liste der Verkaufsstände im Bahnhof war lang und die Namen nicht eben aussagekräftig. Die Dame versprach, mich zurückzurufen. – Das tat sie etwas später auch und gab mir eine Nummer durch, die sich allerdings als die falsche erwies. Auch zwei weitere Versuche führten nicht zum gewünschten Kontakt. Am vierten Ort schliesslich verwies man mich an die Hallenaufsicht und der freundliche Herr an anderen Ende schien sich richtig zu freuen, dass ich ihm eine Aufgabe hatte. Er wolle sich darum kümmern und gebe mir Bescheid, versprach er, und teilte mich tatsächlich kurz vor Bern wieder mit, dass der Schlüsselbund gefunden sei und wo ich ihn am Abend bei meiner Rückkehr abholen könne. – – Ein riesiges Lob auf den kundenfreundlichen Service im Zürcher Hauptbahnhof! Die unkomplizierte und spontane Hilfe hatte mir haufenweise Umtriebe und Auslagen erspart, und ich musste den Leuten am Abend einen Finderlohn geradezu aufnötigen. Mächtigen Dank.