8/3 Auflagen abwarten
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:53 |
Dass die neue Lebensmitteldeklaration, die sich ein ad hoc-Verbund von Grossverteilern und Nahrungsmittelherstellern recht eilig hat einfallen lassen, nicht das Gelbe vom Ei sein könne, haben wir schon bald erkannt: die Angaben der einzelnen Nähr- und Energiewerte in Bezug zu einer Portion und in Relation zu einem geschätzten Tagesbedarf machen zwar auf der Verpackung optisch etwas her und wirken „professionell“… aber gut lesbar und verständlich sind sie deswegen bei weitem nicht, wie ich hier schon ausgeführt habe.
Nun blasen auch die deutschen Verbraucherschützer ins gleiche Horn. Diese Woche haben sie sich in Spiegel-Online zu Wort gemeldet mit happiger Kritik: die neue Deklaration sei eine Mogelpackung und darauf angelegt, die Konsumenten zu täuschen, indem sie die Werte beschönige. Es würden bewusst kleinere Portionen definiert und die Kalorien- oder Prozentangaben eher abgerundet, so dass dank der „kleinen“ Einzel-Werte beim Käufer der Eindruck entstehe, es handle sich um richtig kalorienarme Produkte… zudem seien die ganzen Prozent-Angaben auf den Konsum eines durchschnittlichen Erwachsenen ausgerichtet (konkret wird von 2000 Kalorien ausgegangen. was ohnehin schon relativ hoch ist), und dieser Wert stimme nicht für den Energieverbruch von Kindern, so dass die Gefahr bestehe, dass diese sich überfüttern.
Interessant ist auch, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO etwa von einem täglichen Bedarf an Zucker in der Höhe von 50-60 Gramm ausgeht, die Lebensmitttelindustrie jedoch ihren prozentualen Anteilsberechnungen einen Tagesbedarf von 90 Gramm Zucker zugrundelege…
Kein Wunder, dass auch die deutschen Verbraucherschützer sich eine einfache und für jedermann leicht verständliche Trend-Kennzeichnung wünschen, etwa nach dem in England mit Erfolg eingeführten „Ampel-System“. – Nun weiss man, dass die Lebensmittelindustrie hierzulande immer gerade das einzuführen bereit ist, was sich von Europa her als Richtlinie abzeichnet, um so einer weitergehenden nationalen Regelung zuvor zu kommen. Da heisst es also abzuwarten, ob es aus Brüssel eine Verschärfung der Auflagen gibt.