13/3 Valea
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
Zuerst war es ein Migros-Inserat. Abgebildet war da ein kleines viereckiges Fläschchen, das genau so aussah wie die kleinen viereckigen Fläschchen, in denen seit einiger Zeit mit Erfolg die Frucht- und Gemüse-„Shots“ (= Saft-Portionen mit Nahrungsfasern) der Firma Knorr verkauft werden. Aha, dachte ich, Migros als die gosse Meisterin in der Produkte-Imitation hat es auch hier wieder geschafft.
Und da ich die Knorr-Säfte eigentlich mag, habe ich sogleich beim nächsten Gang zur Migros zugeschlagen: habe mir ein Viererpack geschnappt und ein Fläschlein ausgeschlürft. Rein vom Geschmack her sehr angenehm, aber mit spürbar weniger Nahrungsfasern als das Original, so der erste Eindruck. Der optische Auftritt ist sehr ähnlich, die kleine Flasche und ihr grüner Alufolien-Verschluss sind identisch in Form und Material. Auch der Name setzt – wie so oft bei der Migros – auf Ähnlichkeit: während das Knorr-Produkt mit der Bezeichnung „vie“ von Leben und Lebendigkeit kündet, nennt sich der Migros-Drink „Valea“… ein Kunstbegriff, in dem irgendwo der Ihhalt „Wert“ mitschwingt, aber der vor allem die Imitation des schwungvollen „V“ gestattet.
Auf der Suche nach „Valea“-Informationen im Internet erlebt man Überraschungen: das Saft-Produkt ist noch nicht in der Google-Welt angekommen. Mit dem Begriff verbindet sich etwa eine Radiostation… eine Kultur-Agentur, Autoren und Verlage, und wenn man weiter sucht, stösst man in einem Betroffenen-Chat auf eine junge Frau, von 13 Jahren, die sich so nennt, und die an Depression leidet…
Gut, Name ist letztlich Schall und Rauch. Hauptsache, das Ding ist gesund und erleichtert meinen Konsum von Früchten und Gemüse. So wollen wir den Lebensmittelverteiler preisen und loben, dass er mir sein Produkt um ganze sechs Rappen billiger verkauft als die Konkurrenz, von der er es abgekupfert hat. Auf der Verpackung steht dann noch ganz klein gedruckt: Elaboré en Macédoine. – Das irritiert mich nun etwas. Das heisst doch auf Deutsch: Hergestellt in Mazedonien. Also werden die Früchte irgendwie in den Balkan gekarrt (denn dort wachsen weder Ananas noch Bananen), werden dort versaftet… und woher kommen die Plasticflaschen? Per Transport reisen die Früchtedrinks dann wieder quer durch Europa zu uns zurück in die Regale. Soll ich mich über die eingesparten sechs Rappen freuen? – Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wo Knorr/Unilever seine Saftküche betreibt.