26/3  Nostalgie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Mit Genugtuung haben wir von der Initiative der spanischen Ministerin Kenntnis genommen, welche die Kleidergrössen für Frauen neu standardisiert hat, um endlich wegzukommen von unrealistischen Schönheitsidealen und Normen, die längst nicht mehr dem Resultat einer kurzfristigen Evolution entsprechen.

Früher war man da schon einmal direkter im Sprachgebrauch als heute, wo man diskret von „Maxi“, „XXL“ oder „Übergrössen“ spricht. In den 50er Jahren hat man in USA pummelige Mädchen noch als das benannt, was sie waren: „Chubby“ (das heisst: mollig, pausbäckig). Und die „Chubbies“ waren eine eigene Kunden-Gattung. Für Betroffene zwar alles andere als lustig, auch wenn es möglicherweise liebevoll gemeint war. Wer die Leiden von etwas kräftiger geratenen jungen Damen kennt, die ihre Jeans in der Herrenabteilung kaufen müssen, der weiss, was es bedeutet, einen solchen Stempel verpasst zu bekommen.

Frauen in den besseren Jahren nannte man „stout“ (für: beleibt, stämmig, prall). So hatte doch die physische Erscheinungsform ihren klaren Namen weg, der keinen Raum für Misverständnisse offen liess. – Tempi passati? Jetzt bietet uns ja nur noch das Home-Shopping-Fernsehen den rundumgewirkten „Zauberbody“ an, mit den wunderschönen Vorher-/Nachher-Aufnahmen, bei denen man figurmässig keinerlei Unterschied erkennen kann, ausser dass „vorher“ das T-Shirt extrem lausig und in Faltenwürfen drapiert war, während sich „nachher“ der elastische Stoff enganschmiegend um die Fettpölsterchen schlingt… – Das Gute daran bleibt: Formen dürfen Formen sein.