27/3  Sorry, Miss Bimbo

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:04

Wenn Kollege Dani das Wort „Bimbo“ braucht, dann durchaus im leicht verächtlichen Sinne eines eher dunkelhäutigen Menschen von geringerem sozialem Prestige… Aber eigentlich, das war mir so nicht bewusst, bedeutet der Begriff im Englischen auch das, was wir mit dem Wort „Tussi“ umschreiben: eine weibliche Dumpfbacke, bei der Schönheit vor Verstand geht…

Und nun werden die Tussies in England (und neuerdings auch in Frankreich) offenbar schon von klein an regelrecht geschult und trainiert: grosser Beliebtheit erfreut sich derzeit ein virtuelles Online-Spiel namens Miss Bimbo. Da kann man sich – unentgeltlich – im Internet eine künstliche Identität aneignen: eine junge Frau sein, deren einziges Ziel es ist, in „Bimbo-Town“ die Schönste zu werden… zu diesem Zweck kann man Diäten machen, Pillen schlucken, modische Kleider kaufen und sich Schönheitsoperationen unterziehen… Das Spiel richtet sich an Mädchen zwischen 9 und 16 Jahren, es werde aber auch schon von jüngeren gespielt, die auf diese Weise früh mit abartigen Schönheitsidealen konfrontiert würden und auf eine schiefe Bahn gerieten, wie Kritiker bemängeln.

Die Erfinder des Spiels halten dagegen: sie wollten „wertvolle pädagogische Signale“ vermitteln, sagen sie. Tatsache ist aber offenbar, dass all diese Schönheits-Aktivitäten mit Kosten verbunden sind: man kann sich „Spiel-Geld“ kaufen oder man kann es gewinnen, indem man an virtuellen Schönheitskonkurrenzen mitmacht… was natürlich auch wieder etwas kostet, bis man so weit ist mit seiner „Miss Bimbo“.

Soll man nun in den Chor der Pessimisten einstimmen? Oder das Phänomen mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen und sagen, es sei immerhin besser als die gewaltverherrlichenden Kampfspiele? Und die auf Schönheits- und Schlankheitswahn getrimmten Tussi-Figuren würden von den Bildschirmen so prompt wieder verschwinden wie seinerzeit die Tamagotchis und anderes Modespielzeug? – Vielleicht. Und gleichzeitig müsste es gelingen, mit einem ähnlichen Konzept auch die „gesunden“ und „guten“ Botschaften zu vermitteln… Nur zeigt die Erfahrung, dass das Interesse am „Bösen“ eben immer grösser sein wird. So sorry, Miss Bimbo.