9/4 Kein Trinkzwang
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
75 mal habe ich in meinen Blogs bisher den Begriff Wasser verwendet. Nicht immer ist es dabei ums Trinken gegangen, aber diesmal schon.
Mit den eisernen Regeln vom richtigen Essen hat man uns eingebläut, dass viel getrunken werden müsse. Zwei Liter seien das Minimum, das ergibt die Faustregel von 8 Gläsern täglich. Am besten reines Wasser, ungezuckert und frei von Kalorien. Wassertrinken ist zum Mythos geworden und wenn bei einer Sitzung nicht ausreichend Flaschen und Fläschchen auf den Tischen stehen, hat die Organisation versagt. Zahlreich sind die Tipps und Tricks, mit denen man sein Trinkverhalten kontrollieren und in die richtige Bahn lenken kann, damit man ja sein flüssiges Plansoll nicht verfehlt.
Aber jetzt wird die Frage gestellt: Wieviel Wasser braucht der Mensch – wirklich? Und es stellt sich heraus, dass die magische Zahl von den zwei Litern erst 1974 von einem Dr. Frederick Stare durch die Erwähnung in seinem Buch „Nutrition for Good Health“ in Umlauf gekommen sei. Forscher an der Universität Pennsylvania haben herausgefunden, dass es keinen medizinisch belegbaren Zusammenhang gibt zwischen bestimmten gesundheitlichen Befunden und dem Konsum von ausgerechnet 8 Gläsern Flüssigkeit. Mehr als die Hälfte des durchaus lebensnotwendigen Nass‘ nimmt man im Lauf des Tages schon durch andere Nahrung wie Gemüse und Früchte auf; sogar Kaffee zählt zu den anerkannten Flüssigkeitsquellen und die Mär, dass dieser den Körper austrockne und deshalb ein Extra-Glas Wasser nötig sei, wird ins Reich der Legenden verwiesen.
Was ist aus einer solchen Studie zu lernen? Die tröstliche Erkenntnis, dass der Körper zwar – ganz individuell – ein bestimmtes Quantum an Flüssigem braucht, dass ausreichendes Trinken gewisse Stoffwechselfunktionen günstig beeinflusst, dass es aber kein verbindliches Mass gibt, das man zwangsweise einhalten müsste. Für uns Dicken aber bleibt die unumstössliche Gewissheit, dass wir – wo immer möglich – auf flüssige Kalorien verzichten sollten. Und das gilt immer noch.