23/4  Rechter Haken

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:20

Kaum ist man mal einen Tag weg… – Ich hatte die letzte Nacht in einem Hotel in Lausanne verbracht, ohne elektronische Nabelschnur zur Welt, eine Nacht zwischen zwei Sitzungstagen ausser Haus, und schon rottet sich die gewerbefreundliche Hälfte der Welt zu einem Umsturz gegen unser Gesundheitswesen.

20 Organisationen sollen sich zusammen getan haben, um die vom Bundesamt für Gesundheit eingeleiteten Präventionsmassnehmen gegen übermässigen Tabak- und Alkoholkonsum zu bekämpfen – und prophylaktisch auch noch geplante Massnahmen zur Adipositas-Prävention in die Pfanne zu hauen.

In der mittlerweile in diesen Kreisen nicht mehr unüblichen Holzhhackermanier wird der verantwortliche Amtsdirektor als „Gesundheits-Taliban“ bezeichnet (ich gebe zu, ich habe diesen Ausdruck für unbelehrbaren Fundamentalismus auch schon verwendet) und seine Pläne sind somit zum Abschluss freigegeben.

Das Nationale Programm Ernährung und Bewegung NPEB wird vom Bundesrat in den kommenden Wochen erst noch verabschiedet und es ist nicht auszuschliessen, dass dieser sich durch das rechtspopulistische Säbelrasseln einschüchtern lassen könnte. Es war schon bei der ersten Diskussion über das in Abeit befindliche Präventionsgesetz klar, dass von Rechts ein steifer Abwehr-Wind kommen würde, verbunden mit den altliberalen Schlameienklängen von der hochgelobten Selbst- bzw. Eigenverantwortung des Individuums… regelmässige LeserInnen dieser Zeilen, wissen, wie ich hierüber denke.

Ok, der Disput ist lanciert, es wird wohl auf keiner der beiden Seiten so heiss gegessen wie gekocht wurde, dem Bundesrat ist gutes Augenmass und soziales Verantwortungsgefühl zu wünschen, wir jedenfalls bleiben dran.


Ein Kommentar zu “Rechter Haken”

  1. daniel sagt:

    mindestens zwei dinge habe ich da anzufügen: es macht keine freude, auf alkohol & tabak steuern zu bezahlen, den tod in grossen buchstaben auf der zigarrenpackung angepriesen zu bekommen, demnächst wohl bald auch steuern auf ungesundem fett zu bezahlen… all dies müssen alle über sich ergehen lassen, da ein – grösser werdender? – teil der menschen nicht einen eigenverantwortlichen und im ganzen gesunden lebensstil zu pflegen in der lage ist; es macht aber noch viel weniger sinn, hier an die eigenverantwortung zu appellieren, da der – hoffentlich möglichst grosse – teil, der eigenverantwort trägt dies nicht nötig hat und weil die süchtigen & dicken offenbar dazu nicht in der lage, da man ja – wie wir alle wissen – nicht von einem tag auf den anderen dick oder süchtig wird; also bleibt uns in der schweiz nur die prävention. was auch ginge, wäre eine eigenverantwortung die schmerzt, dass heisst individuelle prämien je nach lust des versicherten zu seiner gesundheit beizutragen oder eben nicht; nur fruchtet das sicherlich nicht in einem system mit kopfprämien, da diese für einen teil der versicherten lächerlich billig sind, für einen immer grösseren teil vom staat bezahlt werden und nur die menschen treffen würde, die nicht gerade etwas arm oder sehr reich sind, wo wir aber schon bei einem anderen thema wären: der mittelstand, wenn es ihn denn noch gibt…

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