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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Am Abend sitzt die Gruppe zusammen und zieht eine erste Bilanz. Die Leitung will von allen Teilnehmenden wissen, was sie aus dieser Woche mit nach Hause nehmen, um künftig nicht nur das in diesen Tagen erreichte Gewicht zu halten, sondern noch weiter abzunehmen bis zu einem – realistischen – Zielgewicht.
Die Antworten sind so verschieden, wie es die Menschen und ihre Lebensumstände und Vorlieben sind. Die meisten haben gelernt, dass generell auch kleinere Mengen sättigend wirken, dass sie in der Auswahl ihrer Nahrungsmittel künftig viel wählerischer und sorgfältiger, auf natürliche Produkte bedacht sein wollen. Dass Genuss durchaus erlaubt ist, aber bewusst und mit Mass. Dass sie versuchen wollen, wann immer es geht, auf eine der täglichen Mahlzeiten zu verzichten. Dass sie sich vornehmen, mehr Bewegung in ihren Alltag einzuplanen, wobei Planung wichtig ist: mit dem einfachen Vorsatz ist es nicht getan, denn der geht unter im täglichen Geschehen; sportliche Aktivitäten sollen möglichst strikte geplant und eingehalten werden. „Sündenfälle“ sind nicht zu vermeiden, aber sie sollen nur gelegentlich und nicht mehrmals hintereinander vorkommen. Die regelmässige Gewichtskontrolle ist wichtig, denn sie erlaubt eine rasche und konsequente Reaktion, wenn der Trend in die falsche Richtung geht.
Das Phänomen ist ja bekannt bei Seminaren und Kursen: am Ende entwickelt sich ein Hochgfefühl der Motivation und Überzeugung und man ist sicher, dass sich nun alles ändern wird… und kaum ist man zurück in der vertrauten Umwelt und im täglichen Alltagstrott, bröckeln die Vorsätze und rücken die Ziele in weite Ferne… – Sollte dies geschehen, müsste eine Auffrischung und eine gegenseitige Ermutigung und Bestärkung in einem nächsten Seminar stattfinden…
Im Anschluss referiert ein Bäckermeister aus Freiburg im Breisgau. Er hat sich konsequent für die traditionelle Produktionsweise „von Hand“ entschieden, bearbeitet die Teige, die aus rein natürlichen Rohstoffen bestehen, wie seine Vorfahren, und stellt Brote her, die sich bezüglich Geschmack und Haltbarkeit klar von der Massenware abheben, die im Grosshandel angeboten wird. Aber auch er ist ein Spielball der globalisierten Trends geworden, unterliegt dem Preisdiktat für Getreide, wie es durch die herrschende Knappheit gegeben ist… Noch kann er sich in seiner Nische erfolgreich halten und sogar wachsen, solange der Kunde bereit ist, für die bessere Qualität zu bezahlen. Aber wie lange wird dies der Fall sein? – All die andern Dinge, wie heute bei der industriellen Brotproduktion mit Tricksereien das Produkt verändert, verfälscht und verschandelt wird, möchte ich so rasch wie möglich wieder vergessen… sonst beisse ich mein Lebtag lang nie mehr freudig in eine knusprige Kruste… und der Weg nach Freiburg wäre doch etwas weit, wenn wir uns nicht ein passendes Distributions- und Bezugssystem einrichten können.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Auch wenn von der berühmten Fasten-Euphorie, die sich nach dem dritten Tag einstellen soll, noch nichts zu merken ist: es geht uns gut. Wir haben keinen Hunger. Obwohl, langsam stellt sich so etwas wie eine Unlust gegenüber dem morgendlichen und abendlichen Frucht- bzw. Gemüsesaft-Mix ein und in unseren Spässen nehmen deftige Speisen immer mehr Raum ein.
Trotzdem bleiben alle standhaft, marschieren auf dem Ausflug geschlossen und willensstark an einem offenen Güggeli-Grill vorbei und lassen sich durch Auslagen in der Confiserie nicht verführen, etwas anderes zu bestellen als den erlaubten Kaffee, schwarz, ohne alles.
Die Frage, die Barbara im Kommentar zu meinem letzten Eintrag formuliert hat, ist nicht unberechtigt. Ich habe lange gezögert, an einem solchen Experiment teilzunehmen, weil ich klar die Auffassung vertrete, dass „Extrem-“ oder „Crash-Diäten“ nicht zum Erfolg führen und im Gegenteil den Grundstein legen können zu einer Adipositas-Karriere.
Was ist denn hier anders? Auf der einen Seite die zeitliche Begrenzung, verbunden mit ärztlicher Überwachung (inklusive eine regelmässige Kontrolle wichtiger Gesundheitsdaten zwecks späterer wissenschaftlicher Auswertung), die dosierte Ernährung macht ca. 600 Kalorien aus und ist angereichert mit allen lebenswichtigen Vitaminen, Mineral- und Faserstoffen, und gleichzeitig wird ein rigoroses tägliches Bewegungs- und Fitnessprogramm durchgeführt, so dass der Körper gar nicht auf die Idee kommen kann, Muskelmasse abzubauen. Dazu Anleitung und Information zum richtigen, ausgewogenen Essverhalten, das nach der Kurwoche aufzunehmen ist und – ein interessantes Detail – jeden Tag zweimal eine Meditationsübung zur „Entwöhnung“ ekines allzu üppigen Essverhaltens, zur Schulung im Verzicht und zur Stärkung der Widerstandskraft gegen Versuchungen. – Das macht diese Operation interessant und ich bin gespannt, welche Tipps und Empfehlungen sich später in den Alltag retten und integrieren lassen. Manche der Kursteilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei, es ist für sie eine Art Wiederholungskurs in Sachen Bewusstwerdung. Allerdings: so richtige „Schwergewichte“ haben wir – ausser mir – keines. Ich werde mich darüber noch mit der Seminarleitung unterhalten.
Am Abend dann eine extrem intensive Lektion zum Gebrauch des Therabandes, wie es auch im eBalance-Shop erhältlich ist: ein genial einfaches und einfach geniales Trainingsgerät, das man jederzeit und überall anwenden könnte. Nach der halben Stunde Praxis sind wir geschlaucht, obwohl ich viele Übungen gar nicht mitmachen konnte, da meine Knie zu stark schmerzten… Es ist dem Instruktor hoch anzurechnen, dass er uns auf eine spielerische Weise dazu verführt hat, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, künftig mehr und gezielt mit dem Band zu arbeiten.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:43 |
Während die Gruppe vor Mittag aufbricht zu einem auf vier Stunden angelegten Gewaltsmarsch, begebe ich mich ins Thermalbad und in die Saunalandschaft. Es ist ein Nachmittag der Entspannung und des moderaten, gelenkschonenden sich Bewegens. Ich geniesse die Wärme des Wassers, lasse mich durchwalken am Düsen-Kordon, wechsle brav die Position, wenn das gelbe Blinkzeichen aufleuchtet und halte mich strikt an die Vorgabe, nicht länger als 20 Minuten am Stück im salzigen Nass zu verweilen.
Die Sauna ist gepflegt, drei Räume mit unterschiedlicher Temperatur und eine Dampfkammer, im Zentrum eine hohe Regendusche, aus der man es in verschiedener Wärme tröpfeln lassen kann, darum herum ein Kneippbecken und ein kleiner, gemauerter Bottich zum Abkühlen. Alles gediegen und überschaubar. So geht der Nachmittag in bedächtiger Musse vorbei.
Man sagt, beim Fasten komme am dritten Tag die Krise. Davon habe ich nichts gemerkt. Im Gegenteil: es scheint mir inzwischen ganz natürlich, auf feste Nahrung zu verzichten, allenfalls an einem Stück Knäckebrot zu knabbern, sonst Wasser zu trinken und die Gemüse- und Fruchtsäfte zu löffeln, wenn Mahlzeiten angesagt sind.
Am Abend ein weiterer Vortrag: diesmal geht es um die Wirkung der Pflanzen als Schmerzstiller und es ist verblüffend und beeindruckend, wie da mit traditioneller Überlieferung praktisch gegen jeden Schmerz ein Kraut gewachsen ist. Wie weit haben wir uns von unseren Ursprüngen entfernt, dass wir all dies in unserem Alltag verlernt haben? Und dass heute wieder aufwändige Versuchsreihen nötig sind, um Wirkungen zu belegen, die für unsere Ahnen selbstverständlich waren?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Die Rituale laufen schon fast wie von allein und langsam schweisst sich die Gruppe zusammen, LeidensgenossInnen aus freien Stücken, interessiert, etwas für die Gesundheit zu tun.
Am Nachmittag geht es zu Fuss in die Ortschaft. „Flecken“ sagt man hier nicht ohne Stolz, denn das Marktrecht ist historisch aus frühester Zeit verbrieft. Überhaupt: wie konnte ich die letzten Tage nur von Zurzach schreiben! BAD ZURZACH heisst der Marktflecken und der Gemeindeammann berichtet über die historischen Eckpfeiler des Ortes. Vier H prägen Bad Zurzach und seine Vergangenheit. Es sind dies: Heidnisch, Heilig, Handel und Heilend… das erste H weist zurück in die keltischen Ursprünge, das zweite gilt den Römern und in ihrem Gefolge der Heiligen Verena, das dritte bezeichnet eben den Marktflecken, der mit seinem Handel und Wandel weit über die Region hinaus von Bedeutung war. Und das letzte H steht für Gesundheit und Wellness, die mit der ganzen Spital- und Bäderlandschaft die Gegenwart prägen.
Dass sich der Ammann für uns Zeit nimmt, kommt nicht von ungefähr, denn in unserer Mitte fastet ein veritables Prinzenpaar, Lea und Alexander von Belgien. Unter kundiger Führung schreiten wir die Sehenswürdigkeiten ab und erleben einen ganz besonderen städtebaulichen Charme im Kleinen.
Am Abend gibt es erneut einen Vortrag: diesmal geht es um Naturmedizin und die Heilkraft der Pflanzen. Eine geballte Landung an Wissenswertem, die nachdenklich macht gegenüber der industriellen Entwicklung im ganzen Ernährungswesen, ein Plädoyer für natürliche Nahrung und Heilung aus der Natur. – Zum Abschluss zeigt einer der Teilnehmenden eine DVD. Es ist die Aufzeichnung eines Beitrags, der vom ORF ausgestrahlt worden war und in dem das Rätsel um den Einsturz des World Trade Centers aufgerollt wird: 9/11 Mysteries. Eine Dokumentation, über die wir noch lange diskutieren.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:53 |
Der Magen knurrt. Das ist eine seltsame Wahrnehmung, die man aus dem täglichen Leben fast nicht mehr kennt, da wir uns so kontinuierlich ernähren können, dass weder Leere noch Hungergefühl wirklich auftreten können. Am Morgen und am Abend gibt es je eine Suppentasse mit Frucht- bzw. Gemüsesaft, und darin eingerührt ein Pulver aus gemahlenen, getrockneten Hagebutten, dazu ungesüssten Tee nach Bedarf und Knäckebrot, wer mag.
Die Kur nennt sich Fasten plus und dient nicht nur der Gewichtsreduktion, sie soll auch allgemein für die Gesundheit nützlich sein. Angesgtrebt ist eine Langzeitwirkung insofern, als die Kur-Woche den Einstieg geben soll zu einer Überprüfung des Lebensstils und der Ernährungsweise. Das wüssten wir ja alles, aber es ist doch hilfreich, wenn man sich in diesen Dingen vorübergehend einer Führung überlassen kann.
Noch vor dem „Frühstück“ ging es durch unterirdische Gänge vom Hotel hinüber zum zum Medical Wellness Center SPA, ins Thermalbad, dann eine Lektion in Meditation und während des Tages individualisierte Bewegung, die einen ins Fitness-Center, die andern auf Wanderschaft und die dritten – aus aktuellem Anlass – auf einen Abstecher nach Zürich zum Bööggverbrennen, denn viele der Teilnehmenden kommen aus Deutschland. Den Abschluss am Abend macht ein Referat der Seminarleiterin, das uns zum Durchhalten ermutigt, denn wir tun es für uns und unsere Gesundheit.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:27 |
Im Lauf des Nachmittags sind wir im Hotel eingetrudelt, haben das Zimmer bezogen und erste Erkundungen im Gelände vorgenommen, nachdem wir das medizinische Check-In absolviert hatten. Dann am Abend das erste Get-Together in der Hotel-Lobby. Es mögen an die 25 Teilnehmende sein, die sich für eine oder zwei Wochen angemeldet haben.
Begrüssung durch die Kurleitung und den Hoteldirektor, der etwas verschämt darauf hinweist, dass er sich in unserem Kreis nicht über die wunderbaren Leistungen seiner Küche äussern möchte. Ein lokaler Musikus schmettert auf einer ganz besonderen gestreckten Trompete (sie mutet wie ein kurzes Alphorn aus Blech an und wird sicher einen wissenschaftlich korrekten Namen haben). Dann wird das Tagesprogramm für Montag bekannt gegeben. Und die nahrungsmässige Perspektive: 400 Kalorien gibt es mit Frühstück und Abendessen (Hagenbutten-Pulver in Fruchtsaft), dazu bei Bedarf Äpfel und Knäckebrot…
Es geht also nicht darum, „nichts“ zu essen, sondern wenig und bewusst und sich dabei so zu motivieren, dass man den „Verzicht“ auch später noch durchhalten kann. Und dazu gibt es Bewegung im Wasser und zu Land, auf die man sich mit einem erholsamen Schlaf vorzubereiten hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:46 |
Fasten gehört zu den urältesten Therapiemethoden und wird sozusagen in jeder Religion mehr oder weniger bewusst praktiziert. In der säkularen Gesellschaft ist die religiöse Motivation, verbunden mit der Gefährdung des Seelenheils bei Missachtung, weit in den Hintergrund getreten. Gelegentliches Fasten wird aber von körperbewussten Menschen häufig praktiziert und gepriesen als eine Art Jungbrunnen und Kraftquell.
Ich habe mich vor Jahren in einem angesehenen Schloss-Institut einer einwöchigen 800-Kalorien-Kur unterzogen und dabei an den Nachbartischen die verschworene Gemeinschaft der Fastenden erlebt, die nach dem dritten Tag abhoben ins Nirwana der Verzückung, die in Endorphinen badeten und sich kugelig lachten… und habe mir damals gesagt, das müsste man eigentlich mal ausprobieren.
Fasten, da ist sich die Fachwelt natürlich einig, ist KEINE Adipositas-Therapie, ist nicht gleichzusetzen mit einer „Nulldiät“, die man mit dem Ziel eines möglichst raschen Gewichtsverlusts macht bzw. auf keinen Fall machen sollte. Fasten hat eine spirituelle Komponente und soll unter kundiger Aufsicht einer Fachbegleitung erfolgen. Fasten „reinigt“ und befreit, sagt man, und kann eine Art organischen Übergang zu einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten bilden.
Man spricht auch bewusst von Heilfasten und meint damit eine ganzheitliche Wirkung auf alle Lebensfunktionen. – Am Sonntag trete ich eine einwöchige Heilfasten-Kur an und weiss noch nicht genau, was mich erwartet. Ich weiss auch nicht, welche Möglichkeiten ich haben werde, per PC auf den Blog zuzugreifen. Vielleicht verschwinde ich nun für ein paar Tage in einem Fasten-Loch, vielleicht melde ich mich mit Überlebensberichten… wir werden es sehen. Lassen wir uns überraschen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:53 |
Der von Tells Pfeil durchbohrte Apfel auf Walterlis Kopf: Symbol unseres unbeugsamen Freiheitswillens, wie er gerade heute beschworen wird, wenn es darum geht, ob eine legal gewählte Bundesrätin sich unter das Joch der Parteibonzen zwingen lassen soll oder nicht… aber nein, es geht nicht um Politik.
Ob Klein-Walter damals zu Altdorf den Apfel noch verspeist hat, als er vom Vater in Stücke geschossen war, darüber berichtet die Legende nichts. Bei einem kraftvollen Armbrust-Schuss mit dem metallverstärkten Bolzen ist anzunehmen, dass die Frucht nach allen Seiten zersprungen ist und wenig davon übrig blieb. Der Apfel ging wahrscheinlich verloren.
Was geschieht mit den Äpfeln, die zum Verzehr bestimmt sind? – In England wurde – im Zuge einer Studie zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Haushalt-Abfällen und CO-2-Problematik – festgestellt, dass jeden Tag 4,4 Millionen Äpfel im Abfall landen, das sind in ganz England pro Jahr 179’000 Tonnen, was einem Drittel der überhaupt verkauften Äpfel entspricht. – Eine erschreckende Zahl, wenn man bedenkt, wie wichtig frisches Obst für eine gesunde Ernährung wäre. 40 Prozent aller Haushaltabfälle sind gemäss dieser Studie Esswaren, Früchte und Gemüse, neben den Äpfeln auch Kartoffeln, Tomaten, Bananen und Orangen… und zwar nicht verdorbene, sondern Früchte in gutem Zustand.
Über die Motive für diese Verschleuderung von gesundheitsförderlichen Ressourcen ist wenig zu erfahren; die Frage wurde zwar gestellt, aber das Ergebnis ist nicht sehr aussagekräftig. Hauptgrund: viele Leute wollen sich gesund ernähren und kaufen Früchte ein, aber sie wissen nicht, wie sie einzulagern sind… sie wissen wenig über deren Haltbarkeit, wissen nicht, dass man Äpfel nicht direkt neben Bananen aufbewahren sollte… sie entsorgen nicht gegessenes Obst, wenn sie neues einkaufen, ohne darüber nachzudenken, was diese Verschwendung bedeutet.
Für die Schweiz gibt es meines Wissens keine vergleichbaren Zahlen. Es kann aber wohl davon ausgegangen werden, dass sich bei näherer Betrachtung ein ähnliches Bild zeigen würde. Notstand im Überfluss. Was ist dagegen zu tun?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Das war wieder so ein Moment, wo Ärger hochkocht. Ich habe eine Sitzung in Basel, komme mit dem Zug knapp an, denke, mit einem Taxi klappt es noch und nähere mich erwartungsfroh dem Fahrzeug an der Spitze der wartenden Kolonne. Der Fahrer sitzt breitspurig hinter seinem Lenkrad und schaut mich abschätzend an, dann macht er mit dem Daumen ein kleines Zeichen, das über seine Schulter nach hinten zeigt. Nemme grössere Wagen! Nix fahren.
Weiter hinten in der Kolonne steht ein kastenförmiges Auto mit hohem Einstieg, wie gemacht für schwerere ältere Menschen. Aber der Fahrer zuckt nur die Schultern und weist nach vorne, macht ein Zeichen, dass er noch nicht an der Reihe sei, ich solle gefälligst mit einem Wagen fahren, der vorne steht. – Das ist typisch für Basels Taxiszene. Entweder beschimpfen sie sich gegenseitig, weil sie sich die Fahrgäste abspenstig machen, oder sie weisen dich ab, wenn du etwas grösser und breiter bist als der Durchschnitt, weil sie zu faul sind, den Sitz nach hinten zu verstellen. Ich kenne keine Stadt – und ich bin ziemlich weit herum gekommen – wo die Taxifahrer ähnlich ungehobelt und primitiv sind wie in Basel.
Als ich dann in einer andern Kolonne doch noch das Spitzenfahrzeug besteigen kann und eine entsprechende Bemerkung mache, belehrt mich der Mann, dass er mich eigentlich gar nicht fahren müsste, dass es eine Zumutung sei, einen so schweren Fahrgast aufzunehmen, das sei schlecht fürs Auto. Und was ist, frage ich, wenn jemand nicht gut zu Fuss ist? Dafür gibt es Behindertentaxis, lautet die lakonische Antwort. – Basels Taxibetrieb ist eine Schande, und niemand scheint sich daran zu stören.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
75 mal habe ich in meinen Blogs bisher den Begriff Wasser verwendet. Nicht immer ist es dabei ums Trinken gegangen, aber diesmal schon.
Mit den eisernen Regeln vom richtigen Essen hat man uns eingebläut, dass viel getrunken werden müsse. Zwei Liter seien das Minimum, das ergibt die Faustregel von 8 Gläsern täglich. Am besten reines Wasser, ungezuckert und frei von Kalorien. Wassertrinken ist zum Mythos geworden und wenn bei einer Sitzung nicht ausreichend Flaschen und Fläschchen auf den Tischen stehen, hat die Organisation versagt. Zahlreich sind die Tipps und Tricks, mit denen man sein Trinkverhalten kontrollieren und in die richtige Bahn lenken kann, damit man ja sein flüssiges Plansoll nicht verfehlt.
Aber jetzt wird die Frage gestellt: Wieviel Wasser braucht der Mensch – wirklich? Und es stellt sich heraus, dass die magische Zahl von den zwei Litern erst 1974 von einem Dr. Frederick Stare durch die Erwähnung in seinem Buch „Nutrition for Good Health“ in Umlauf gekommen sei. Forscher an der Universität Pennsylvania haben herausgefunden, dass es keinen medizinisch belegbaren Zusammenhang gibt zwischen bestimmten gesundheitlichen Befunden und dem Konsum von ausgerechnet 8 Gläsern Flüssigkeit. Mehr als die Hälfte des durchaus lebensnotwendigen Nass‘ nimmt man im Lauf des Tages schon durch andere Nahrung wie Gemüse und Früchte auf; sogar Kaffee zählt zu den anerkannten Flüssigkeitsquellen und die Mär, dass dieser den Körper austrockne und deshalb ein Extra-Glas Wasser nötig sei, wird ins Reich der Legenden verwiesen.
Was ist aus einer solchen Studie zu lernen? Die tröstliche Erkenntnis, dass der Körper zwar – ganz individuell – ein bestimmtes Quantum an Flüssigem braucht, dass ausreichendes Trinken gewisse Stoffwechselfunktionen günstig beeinflusst, dass es aber kein verbindliches Mass gibt, das man zwangsweise einhalten müsste. Für uns Dicken aber bleibt die unumstössliche Gewissheit, dass wir – wo immer möglich – auf flüssige Kalorien verzichten sollten. Und das gilt immer noch.
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