8/5  Sansculotte

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:47

Aktuell ist das Thema ja nun wirklich nicht mehr. Mehr als zwei Wochen sind vergangen, seit die Geschichte die Runde durch die Medien gemacht hat, irgendwo zwischen Unglücksfällen und Nachrichten aus Absurdistan, unglaublich und doch exotisch und spektakulär… unterlegt mit einem Schuss hämischer Schadenfreude und etwas Trost.

Es ist die Historie von dem dicken Italiener (man sieht ihn vor sich, als wäre er eben einem Schwarzweiss-Film von Fellini entsprungen, kurzatmig und verschwitzt), der sich im Supermarkt gebückt hat, so unglücklich, dass ihm die Hose über dem prallen Hintern aufgeplatzt ist und den Blick frei gab auf die darunter liegenden bzw. hängenden primären Körperteile, denn es fehlte die Unterhose. Diese gebückte Erregung öffentlichen Ärgernisses (irgendwann muss sich der ärmste wohl doch wieder aufgerichtet und seine unfreiwillige Blösse mit etwas Nützlichem bedeckt haben!) führte zu seiner Verhaftung und zu einem Gerichtstermin… Aber der Richter war milde gestimmt, vielleicht sogar selber etwas solide gebaut, also mitfühlend, und akzeptierte für das Fehlen der Unterhose die Erklärung, es sei schwierig, eine solche in der nötigen Grösse zu beschaffen. Der Mann wurde freigesprochen.

Warum ich jetzt, so lange danach, diese Geschichte noch bringe? Sie ist mir heute wieder in den Sinn gekommen. Ich war im Migrosmarkt, schob den immer grössser werdenden Einkaufswagen vor mir her, als eine dünne Packung Bündnerfleisch zwischen den Metallstäben durchflutschte und zu Boden fiel. Ich bückte mich, um sie aufzuheben… und in diesem Augenblick zuckte mir die Geschichte vom italienischen Unglückswurm durch den Kopf: was wäre, wenn sich meine Hose mit lautem Ratsch in zwei Hälften teilen würde…? – Ich packte das Trockenfleisch, richtete mich schnell wieder auf und war erleichtert. Nichts ist gerissen, meine Hose aus strammem Jeansstoff ist solide genäht… und überhaupt: ICH hätte eine Unterhose gehabt.