12/5  Früh krümmt sich…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:52

Kürzlich wandte sich eine Leserin an den Briefkasten von Times Online mit der besorgten Frage, wie sie reagieren solle, nachdem ihre dreijährige Tochter zu ihr gesagt habe Mama, ich bin zu dick! und dabei auf ihr Bäuchlein zeigte… Un in der Schule, die der 5-jährige Bruder besucht, sei „Dicker“ ein gebräuchliches Spott- und Schimpfwort.

Die Antwort der Expertin ist aufschlussreich. Die Kleine können sich in diesem Alter noch kaum durch eigenes Vergleichen und durch die Aufnahme von Werthaltungen aus Modekatalogen oder die Verinnerlichung der Barbie-Masse ein eigenes „Urteil“ gebildet haben, sie müsse also irgendwo beiläufig aus Gesprächen der Erwachsenen mitbekommen haben, dass Dicksein nicht erwünscht sei… Vielleicht sei dies auch eine Spiegelung der Tatsche, dass die Mutter selber versucht, durch „richtige“ Ernährung die Pfunde wieder loszuwerden, die sie während und nach der Schwangerschaft zugelegt hatte.

In kindlichen Aussagen finden sich meist – gelegentlich falsch verstandene – Botschaften der Erwachsenen wieder. Das eigene Vorbild, das täglich die Kleinen prägt, lässt sich nicht verleugnen und darf in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden. Deshalb haben es die Erwachsenen auch in der Hand, durch das, was sie tun und sagen, dazu beizutragen, dass ihre Kinder einen normalen Umgang mit diesen Dingen des Lebens finden. Die Einflüsse von aussen sind dann immer noch prägend genug.

Es gibt eine Reihe von Empfehlungen für ein „kindgerechtes“ Vorbild-Verhalten, damit die Kids lernen können, zu ihrem Körper und seinem Gewicht ein normales Verhältnis zu finden:

– wenn Eltern selber übergewichtig sind, sollten sie nicht negativ über ihr Gewicht und ihre Essgewohnheiten sprechen
– wenn Eltern eine Diät machen, sollten sie möglichst wenig darüber sprechen, und wenn, dann darüber, dass sie der Gesundheit dient, nicht dem Gewichtsverlust…
– wenn das Kind zu dick ist, soll es nicht auf Diät gesetzt werden, im Gegenteil: es soll zusätzlich reichlich Früchte und Gemüse essen, so wie alle Familienmitglieder
– wird ihr Kind oder einer seiner Kameraden wegen Übergewicht verspsottet, so sprechen sie darüber, dass es eben sehr verschiedene Menschen gibt, nach Grösse, Gewicht, Haarfarbe und Gechicklichkeit… und dass gerade diese Verschiedenheiten das Leben reizvoll machen
– kaufen sie keine Spielsachen oder Spiele, welche die Botschaft vermitteln, dass im Leben nur Erfolg habe, wer perfekt aussieht; wählen sie „durchschnittliche“ Puppen statt Barbies und prüfen sie, ob PC-Spiele keine fatalen Bilder vermitteln

Un wenn in der Schule ein Kind wegen seines Gewichts gehänselt wird, so sollte man dies dem Lehrer oder der Lehrerin melden, denn solcher Spott ist ein grundsätzliches Thema, das in der Klasse diskutiert werden muss.