17/5  Kurzbilanz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

144 Referate gab es; 800 aktuelle wissenschaftliche Arbeiten wurden vorgestellt – es wird rund um die Welt geforscht nach den Ursachen der Adipositas, nach neuen Erkenntnissen zu deren Behandlung und nach Wegen, wie die epidemische Verbreitung gestoppt werden könnte…

Was war neu? Gab es revolutionäre Erkenntnisse? – Viel Bestätigung von schon bekannten Tatsachen, Überprüfung und Differenzierung. Präzisierung auch, sowohl was die Theorie betrifft, wie was die Erfahrungen aus dem Praxis-Alltag angeht. Als Zuhörer, der nicht über eine einschlägige Fachausbildung verfügt, war mir manches nur schwer verständlich, blieben Grafiken und Tabellen oft reine Muster aus Zahlen und Symbolen, selbst wenn sie in dem unverkennbaren Kongress-Englisch mit der jeweiligen Italo-, Hispano- oder Euro-Färbung kommentiert wurden.

Aber einige Botschaften sind hängen geblieben, die ich weiter verfolgen möchte, denn sie scheinen grundsätzliche Elemente zur Problematik beizutragen: eine breit angelegte Studie hat gezeigt, dass der menschliche Körper fatalerweise dazu neigt, mit seiner Energie haushälterisch umzugehen, so dass er kleinere zusätzliche körperliche Anstrengungen im Alltag, wie sie gerne in Bewegungsprogrammen empfohlen werden, klammheimlich und unbewusst wieder dadurch kompensiert, dass er Bewegung an anderen Orten einspart… so dass sich die Tagesbilanz insgesamt nicht verändert. Der Körper muss also quasi überlistet und gezwungen werden, so viel zusätzlich zu leisten, dass er es nicht mehr hinterrücks wieder einsparen kann.

Eine zweite Erkenntnis ist die, dass es einen deutlichen, nicht zu leugnenden Zusammenhang gibt zwischen gewissen „Umweltgiften“, etwa Fungiziden, die vermehrt in Fertignahrung eingesetzt werden, um sie haltbar zu machen, und dem Aufkommen von Adipositas, oder auch „Weichmachern“ aus Plastikgegenständen des täglichen Gebrauchs. Unbeantwortet ist noch die Frage, ob diese Stoffe häufiger in dicken Menschen vorkommen, weil diese sie im Fettgewebe speichern – oder ob die Stoffe die Ursache dafür sind, dass die Menschen erst vermehrt fett werden.

Spannend auch die in mehreren Referaten dargelegten Zusammenhänge zwischen genetischer Veranlagung (die systematisch in Zwillings-Studien und Eltern-Kinder-Modellen analysiert wurden) und bestimmten Umweltbedingungen, welche der Bildung von Übergewicht Vorschub leisten. Beides zusammen führt zu dem bekannten weltweiten Anstieg des Körpergewichts, aber es gibt keine eindeutige Regel, denn jeder Organismus und jede genetische Disposition spricht auf andere Faktoren an…

Am Schluss formulierte die Tagungsleitung erneut das Postulat, für das wir seit der Gründung unserer Stiftung einstehen: es braucht verstärkte inter- und multidisziplinäre Anstrengungen und die wissenschaftliche Erforschung der zahlreichen möglichen Ursachen steht erst ganz am Anfang.