19/8  Es geht vorwärts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:11

Die Anteilnahme der Telefonanrufer- und der MailschreiberInnen ist gross und jeder Kontakt gipfelt in der Bemerkung, ich solle gut zu mir schauen und rasch wieder ganz gesund werden. Es stimmt, die ersten Gehversuche mit den Stöcken auf der Strasse, vor allem bergab, waren zuckelig und anstrengend, aber mit jedem Tag ist es besser gegangen.

Allerdings habe ich – entgegen meinen urspränglichen Vorsätzen – heute doch eine Sitzung von morgen abgesagt. Sie hätte in Bern an einem Ort stattgefunden, der mit dem Taxi schwer zu erreichen ist und ich habe insgeheim eine Art Horror davor, mit meinem stöckelnden Tippeln mitten im Stossverkehr für andere zum Hindernis zu werden… Wenn ich mir dies überlege, wird mir auch bewusst, wie sich Menschen fühlen können, die an den Rollstuhl gefesselt sind und alleine überhaupt nicht vorwärts kommen…

Interessant ist, dass jeder Verständnis zeigt und solche Entscheide begrüsst… das könnte direkt dazu verleiten, dass man sein Handicap instrumentalisiert und jede kleinste Verrichtung an andere delegiert, weil es etwas schwierig ist und weil die andern ja helfen wollen. So manövriert man sich – unbewusst – Stück für Stück in eine Abhängigkeit hinein. Das Ziel muss sein, dass man alleine und selber zurecht kommt. Das braucht Planung und etwas Erfindergeist, ist aber letztlich auch ein Problem, dessen Lösung Spass bereiten kann.

Alles, was man geschafft hat, ist ein Schritt vorwärts.