10/9 Sweet Bull verleiht Bäuche
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:07 |
Es ist ein etwas abgedroschener Scherz, wenn jemand annimmt, er könnte bei der Firma Red Bull einen Steinway mieten. – Aber ein bisschen flatterig ist es mir schon geworden im Magen, als ich in der aktuellen Ausgabe von saldo den vergleichenden Test über 15 verschiedene Energy-Drinks gelesen habe.
Vor dem inneren Auge sehe ich die gewaltigen Stapel der grünen Büchslein, die z.B. in den Migros-Märkten gestapelt sind (der jährliche Umsatz aller 15 in der Schweiz erhältlichen Marken wird auf 20 Millionen Liter geschätzt!), und in der inneren Nase verspüre ich den süsslich-schweren Geruch, der am Morgen im Bahnhof über die Perrons hängt, wenn die jungen Menschen, um sich für den Tag fit zu machen, einen Drink einschütten, an Stelle des Frühstücks.
Die Analyse der Dosen-Inhalte zeigt: die Energie kommt vor allem vom Zucker. Sechs bis zehn Stück Würfelzucker sind in einer Büchse gelöst (und perverserweise schreibt das Lebensmittelgesetz einen Energiewert von „mindestens 45 Kalorien pro Deziliter“ vor, damit der Begriff „Energy“-Drink gerechtfertigt sei…). Künstliche Farbstoffe, soviel hat die Untersuchung gezeigt, werden bis auf eine Ausnahme nicht verwendet. Als Muntermacher werden Koffein und Taurin beigegeben. Taurin ist ein Stoff, der ursprünglich aus der Galle von Stieren gewonnen wurde (pikanterweise will die Legende, der Stoff stamme aus den Hoden von Stieren, was ihm eine testosteronverdächtige Verruchtheit andichtet, aber offenbar falsch ist); heute werden die benötigten Mengen synthetisch hergestellt. 4000 Milligramm davon sind pro Liter zugelassen, die meisten Produkte gehen bis hart an diese Toleranzgrenze.
Zudem sind alle Produkte mit Warnhinweisen versehen, dass man nicht zuviel davon konsumieren solle und dass sie nicht mit Alkohol gemischt werden dürften… Aber was tut der so gern für mündig und selbstverantwortlich erklärte Konsument: er macht es trotzdem. Das kann fürs Herz und für die Nieren gefährlich sein. Auch Leute mit Bluthochdruck, Schwangere, Kinder und sportlich Aktive sollten die Drinks nicht konsumieren, empfiehlt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. – Preisfrage: wer hat denn im letzten Jahr die 80 Millionen Dosen gekippt? Und wohin sind die 2 Millionen Kilo Zucker gewandert? Wenn die Drink-Trinker Pech gehabt haben, dann haben sie sich in 1,2 Millionen Kilo Fett verwandelt, oder 1’200 Tonnen, die an Bäuchen und auf Hüften lagern.