15/9 Erinnerung an den Job
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:03 |
Ich habe den halben freien Knabenschiessen-Tag genutzt für eine Reise in die Vergangenheit. In ein Stück meiner eigenen beruflichen Vergangenheit, betrachtet durch eine fremde Lupe… – Vor Kurzem kam im Rotpunkt-Verlag ein autobiografisches Erinnerungsbuch heraus: Erinnerungen an den Journalismus von Otmar Hersche. Hersche war beim Radio während vielen Jahren mein Weggefährte in wechselnden Funktionen. Unter ihm hatte ich meine radiofonischen Lehrjahre gemacht, später kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Zuletzt war er selber zehn Jahre lang unter meiner Verantwortung als Programmgestalter tätig, nachdem eine beispiellose Karriere ihn durch verschiedene Medien und Redaktionen bis zum deutschweizer Direktor für Radio und Fernsehen und ins Vorzimmer der SRG-Generaldirektion geführt hatte.
Das Buch ist lesenswert für alle, die sich für Journalismus und Medien interessieren, denn es zeigt historische Zusammenhänge auf und reflektiert Entwicklungen, die wir als Beteiligte und Betroffene in unserem Alltag gar nicht immer als solche wahrgenommen hatten. Viele der geschilderten Vorgänge hatte ich zwar selber „erlebt“ und bei der Lektüre stellten sich meine persönlichen, individuell gefärbten Erinnerungen ein, parallel zum Hersche-Text… aber es war eine leicht andere, persönliche Sicht der Dinge, wie sich im Rückblick zeigt.
Es waren bewegte und bewegende Jahre, in denen wir dazu beitragen duften, die Veränderungen in der Schweizer Medienlandschaft zu gestalten. Manches von dem, was für mich in meiner Arbeit wichtig war, wird von Hersche nur am Rande und pauschal gestreift; in einigen Punkten habe und hatte ich eine andere Auffassung als er, auch wenn wir das nie abschliessend ausdiskutieren konnten. – Es ist, wie wenn man in einem Fotoalbum blättert. Das meiste ist vertraut und bekannt… zu vielen Gesichtern weiss man die Namen nicht mehr, aber bei zahlreichen Fotos weiss man noch genau, wo und wie sie entstanden sind und welche Geschichten sich dahinter erschliessen liessen.
Und zwischen den Zeilen offenbart sich Hersche in allem als souveräner Geist, als ein gemütvoller Mensch, auf Harmonie angelegt, mit dem bauernschlauen Schalk im Nacken, der wohl mit seiner appenzellischen Herkunft zu begründen ist, bei einer tiefen, kulturellen und sozialen Herzensbildung, wie sie eine erzkatholische Erziehung mit allem Drum und Dran letztlich in sein Wesen eingegraben hat. – Wer mehr über das spannende Buch erfahren will, hat aktuell eine Möglichkeit dazu: am 17. September 2008 kommt Otmar Hersche in der DRS 2-Rubrik „Reflexe“ selber zu Wort.