29/9 Food, Health & Society (I)
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:12 |
International besetztes Forum, einberufen vom Swiss Re Centre for Global Dialogue. Der weltweit grösste Schweizer Rückversicherer hat sich schon früh mit den gesellschaftlichen (und versicherungstechnischen) Spätfolgen der Adipositas auseinander gesetzt. Nun hat er Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, Food-Industrie und angrenzenden Bereichen zum Dialog eingeladen. Eröffnet wrude der zweitägige Reigen durch Bundesrätin Doris Leuthard, die in einem stimmigen Überblick die globale Thematik umriss: auf der einen Seite hungern 850 Millionen Menschen und die Nahrungskrise spitzt sich weltweit zu – und auf der andern Seite explodieren ganze Populationen vor Übergewicht in einem nie da gewesenen Überfluss an Luxus-Lebensmitteln. Übergewicht, sagt die Magistratin, ist heute das grösste Food-Problem. Der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen. Im Fokus stehen die Kinder und die Alten.
Ein besonderer Gast war Abt Martin Werlen vom Kloster Einsiedeln. Er zeigte auf, wie die über 1300 Jahre alte Benediktiner Regel den Tagesablauf der Mönche so bestimmt und strukturiert, dass diese bis ins hohe Alter fit und rank bleiben… mit seiner Schilderung des monastischen Gesundheitszustandes gab er das fulminanteste Plädoyer ab für eine strenge und konsequente staatliche Regulierung des Lifestyles, das ich seit langem gehört habe. Die Tagungsteilnehmer applaudierten begeistert. – Hannelore Daniel, Professorin für Human-Ernährung in München, legte in einem eindrücklichen Exposé die Rolle dar, welche die Ernährung für die Gesundheit der Menschen spielen kann. Während Millionen von Jahren wurde der Mensch in der Evolution geschult, eine nicht abreissende Folge von Hungersnöten zu überstehen… seine Genetik hat sich auf die Lösung dieses Problems eingestellt – und über Nacht wurden wir hineinkatapultiert in eine Welt des Überflusses an Nahrung, die wir gar nicht mehr benötigen würden. Wir wissen zwar viel über Lebensmittel, aber jeder Mensch reagiert individuell. Mit gut gemeinten Appellen ist nichts zu erreichen. Es braucht clevere Lösungen und Strtegien für Lifestyle-Veränderungen.
In sechs Workshops befassten sich die Teilnehmenden am Nachmittag mit Aspekten der Gesundheit, der Nahrungsmittel und der Gesellschaft. – Es war nicht verwunderlich, dass aus dem Plenum sehr rasch Fragen nach einer einfachen und verständlichen Deklaration der Nährwerte kamen… die „Ampel“ war allgegenwärtig, auch hier. – Am Dienstag geht es weiter und ich darf in einem der Workshops (zum Thema „Food Literacy“) den Agent provocateur machen… – Die informativen Beiträge werden ab Dienstag ins Internet gestellt.