19/11  Smart Choice

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:02

Im Streit um die beste Kennzeichnung von Lebensmitteln bezüglich ihrer Eignung, wenn man aufs Gewicht aufpassen will (oder sollte), gibt es verschiedene Lager, weil es auch verschiedene Interessen gibt. Die Lebensmittel-Industrie wehrt sich mit Händen und Füssen gegen die Einführung der sogenannten „Ampel“, denn sie sieht darin eine Benachteiligung von Produkten, die naturgemäss eine hohe Kaloriendichte und einen hohen Fettanteil haben.

Als Musterbeispiel zum Beweis der „Untauglichkeit“ dieser Kennzeichnung wird jeweils darauf hingewiesen, dass sowohl Pommes-Chips wie auch Mandeln und Nüsse mit einem „roten“ Punkt ausgezeichnet werden müssten, so dass es für den Kunden nicht ersichtlich sei, welches der Produkte denn nun für die Gesundheit besser sei. (Mandeln und Nüsse werden in der aktuellen Lebensmittel-Pyramide ganz offiziell empfohlen, allerdings auch hier bloss mit 30 Gramm pro Tag!)

Als Gegenmodell zur „Ampel“, die eine immer breitere Anhängerschaft bei Politik und Verbraucher-Organisationen findet, ist seit einiger Zeit ein Konzept im Gespräch, das ausschliesslich auf der Basis einer Empfehlung arbeitet: ein Label als „Auszeichnung“ für Produkte, die gewissen Normen und Standards für gesunde Ernährung entsprechen. Ein ähnliches Konzept wurde vor einigen Jahren schon von der Schweizer Herzstiftung erarbeitet, hatte damals aber keinen Konsens gefunden. In verschiedenen Ländern wird es bereits angewendet. Neuerdings gibt es sogar in Amerika eine Bewegung, die nun von einigen Lebensmitel-Produzenten und Grossverteilern getragen wird. Es nennt sich Smart Choices Program.

Das Label zeigt einen grünen ok-Haken und den Kalorien-Wert einer Portion… Es ist also insofern keine umfassende Deklaration aller Nährwerte, als es lediglich anzeigt, dass das betreffende Produkt unterhalb bestimmter, gemeinsam festgelegter Grenzwerte bleibt und somit quasi „bedenkenlos“ zu konsumieren ist. – Auch hierzulande findet ein solches System Befürworter, weil es eben selektiv nur auf jene Lebensmittel geklebt wird, die den Anforderungen entsprechen, alle andern bleiben unbehelligt und weiterhin im Regal.

Wer sich von einem Ampel-System à la longue die Auswirkung erhofft hatte, dass mit der Zeit die „tiefroten“ Angebote etwas verträglicher ausgestaltet würden, der kann einem Smart-Choice-Etikett nicht viel abgewinnen, weil es auf die Angebotspalette keinen Einfluss hat. Aber vielleicht ist es ein Einstieg in eine neue Aera, in der das Umdenken allenfalls möglich wird?