1/12  Irrtum Übergewicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:13

In jeder Ausgabe des vierteljährlichen Informations-SAPS-Magazins bespreche ich das eine oder andere Buch, im Sinne eines Lese-Tipps. So habe ich letzte Woche eine aktuelle Publikation zur Hand genommen mit dem ebenso provokanten wie irritierenden Titel IRRTUM ÜBERGEWICHT.

Autor ist der renommierte Adipositas-Spezialist Johannes Hebebrand. Sein Buch, das er zusammen mit dem Wissenschafts-Journalisten Claus Peter Simon verfasst hat, ist ein kompaktes und leicht verständliches Kompendium des aktuellen Wissens zur Adipositas-Problematik. Zu 60 Prozent ist die Genetik daran beteiligt, dass ein Mensch adipös wird, den Rest besorgt die Umwelt bzw. der Mensch selber, der für diese Umwelt nicht geschaffen ist. Übergewicht als das Resultat eines unglücklichen Zusammentreffens zwischen genetischen Eigenschaften und einem Verhalten zur Existenzsicherung, das über Generationen und Generationen eingeübt wurde, mit einer Welt, in der die alten Verhältnisse ganz plötzlich auf den Kopf gestellt wurden.

Adipositas ist da, entsteht, nimmt zu… ob wir es wollen oder nicht. Ein Entrinnen ist so gut wie unmöglich. Durch gutes Zureden und Aufklärung lassen sich tiefst eingeübte Gewohnheiten nicht von heute auf morgen verändern. – Das Buch ist offen und illusionslos, es demontiert falsche Hoffnungen auf raschen Erfolg. Es analysiert auch die weltweiten Anstrengungen der Staaten, im Interesse der Volksgesundheit den Kampf gegen die Adipositas-Epidemie aufzunehmen – obwohl er aussichtslos erscheint und eigentlich nicht zu gewinnen ist. Dennoch bleibt Hebebrand am Schluss optimistisch. Durch Verähaltensänderung des Einzelnen lässt sich der weitere – wenn auch etwas gebremste – Vormarsch nicht aufhalten. Nur durch konkrete Einflüsse auf die Umweltbedingungen, die dazu führen, dass wir zwangsweise in einem Schlaraffenland für Faulpelze leben, ist etwas zu erreichen. Das werden unsere rechten Freiheitsfreunde nicht gerne hören. Ihnen täte die Lektüre dieses wissenschaftlich gut unterlegten Standardwerkes gut.