6/12  Schönes neues Essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

In der letzten Ausgabe der Weltwoche lesen wir, dass der Food-Konzern Nestlé zu einer Medienkonferenz geladen habe, zu der Journalisten aus der ganzen weiten Welt angereist kamen… aber aus der nahen kleinen (deutschen) Schweiz nur eine einzige Journalistin, und zwar für die Weltwoche.

Was lernen wir daraus? Ausser dem diskret versteckten Eigenlob des Wochenblattes vermittelt uns diese Botschaft den Hinweis, dass man offenbar hierzulande nicht besondern neugierig darauf ist, zu erfahren, mit welchen innovativen Produkten Nestlé in Zukunft die Weltbevölkerung zu beglücken trachtet. Vorgestellt wurde das Forschungszentrum, in dem an neuen, funktionalen Nahrungsmitteln getüftelt wird. 700 Leute aus 45 Ländern arbeiten in Lausanne und sie entwickeln Lebensmittel mit „gesundheitsförderndem Zusatznutzen“.

Man wolle, sagt der Chef der Truppe, den Konsumenten „eine auf wissenschaftlicher Forschung basierte Lösung für ihre Probleme“ bieten. Spezialnahrung für Allergiker (das haben wir ja eigentlich schon, aber offenbar nimmt die Zahl der Allergien so rapide zu, dass die Betroffenen zu einem interessanten Markt werden), Komplementärnahrung für Senioren (die Leute werden schliesslich immer älter), Nahrung für Frauen gegen Falten (nach was schmeckt eigentlich Botox?) oder sogar heilsame Lebensmittel gegen Alzheimer (wenn man die nur nicht zu essen vergisst)…

Wir haben allerdings einen weiten Weg zurückgelegt, von der Nahrungsproduktion auf dem Bauernhof für die Selbstversorgung bis zur industriellen Fertigung auf Weltniveau, die ihre wahre Erfüllung darin finden wird, dass sie nach unzähligen Veredelungsprozessen so schmeckt, als wäre sie natürlich… und dass sie dank eingebauter Zusätze wundersam die Nebenwirkungen bekämpft, die sie vorher selber verursacht hat. Menü eins geht dann auf die Krankenkasse. Das Dessert zahlt die Zusatzversicherung.