15/12 In der Bahn
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:47 |
Auf den Nachmittag hatte ich eine Einladung ins TV-Studio, zur Vorproduktion bzw. Aufzeichnung der nächsten Ausgaben von GesundheitSprechstunde. Die Sendung wird ab dem kommenden Jahr an einem neuen Sendeplatz in neuem Konzept ausgestrahlt. Und die erste Ausgabe soll dem Thema Übergewicht gelten, da die Leute über die Feiertage unweigerlich einige Pfunde zugelegt haben würden.
Vor dem Studio angelangt, erfuhr ich, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Die Aufnahme findet erst am Dienstag statt, auf dem Brief, den ich erhalten hatte, stand ein falsches Datum. Was also tun mit dem geschenkten Halb-Nachmittag? Am Sonntag war die neue Glatttal-Bahnlinie von Oerlikon bis zum Flughafen eröffnet worden und als ÖV-Fan hatte ich ohnehin geplant, diese Fahrt so rasch wie möglich anzutreten. Beim Fernsehen war ich quasi schon auf halbem Weg, so dass es nun keine Sache war, eine Station zurückzufahren, das Tram zu wechseln und dann Richtung Airport loszudampfen.
Es ist eine besondere Art von Spass, in einer neuen, strahlend weissen Tramkombination zu sitzen und über eine eben eröffnete Neubaustrecke zu flitzen, über eine Trasse, die man allenfalls von Auto aus im Bau gesehen hat, und die sich ihren Weg windet durch Neubausiedlungen, über Viadukte, durch Tunnels und übers freie Feld… Nach zehn Minuten: Halt beim Flughafen, aussteigen und hinein in das weihnächtlich geschmückte Einkaufsparadies, in dem sich Kauf- und Reiselustige mischten. Lange Schlangen vor dem McDonald’s-Stand, um 17 Uhr. Noch keine Leute bei der Pizzeria und am Asia-Snack, auch Seafood ist noch nicht gefragt. Neu im Chor der Fast-Snack-Anbieter fällt mir auf ein Stand mit einem extrem hässlichen Logo: Swiss Wurst.
Als polyglotter Leser ist man versucht, die Worte spontan als swiss wörst zu lesen, was dann gewissermassen das Schlimmste aus der Schweiz geheissen hätte. Aber so kann es nicht gemeint sein, denn das „I“ in „Swiss“ wird verkörpert durch eine stehende Helvetia-Figur, wie wir sie von den Münzen kennen, mit Schild und Speer, und oben auf den Speer gespiesst ist eine Wurst! Bratwürste, Cervelats und Wienerli hat es im Angebot, und noch eine ostschweizer Lokalwurst… Das ist so recht ein weltoffener Empfang für die internationale Kundschaft… oder ist das Angebot eher für Heimweh-Heimkehrer gedacht, die sich im Ausland nach einem Biss in eine währschafte Wursthaut gesehnt haben?
Ich jedenfalls – man staune – habe der Versuchung widerstanden, mir etwas vom Grill zu erstehen, obwohl die junge Dame in Weiss hinter dem Tresen mich erwartungsvoll angeschaut hat! Nach einem Kartonbecher Kaffee bin ich dann mit der neuen Bahn wieder zurückgefahren. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Landschaft war abgetaucht und die Lichter in der Vorstadt hatten ein heimeliges Leuchten erhalten. Dann gehts halt morgen nochmals zum TV.