17/1 Gewinn-Depot
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Überall das gleiche Bild: da soll etwas gegen die Übergewichtsepidemie unternommen werden, Regierungsstellen entwerfen eine Kampagne, investieren Millionen… und dann wird reklamiert und es passt denen nicht, die sich medizinisch mit dem Thema bgefassen (müssen).
So unlängst geschehen in Grossbritannien: mit Plakaten und TV-Spots hat das Gesundheitsministerium die Aktion Change4Life gestartet (sie könnte auch bei uns so heissen). Die Botschaft ist einfach formuliert: zuerst sieht man Knetmännchen als Steinzeit-Leute, wie sie Mammuts und Dinos erledigen, dann sind die Leute modern, gucken TV, essen Pizza, Gamen, bis sie sich schliesslich aufmachen, Früchte zu essen, herumzuturnen und mit ihren Knetmasse-Körpern den Slogan formen: Iss richtig, beweg dich und lebe lang!
Und schon ist die Kritik auf dem Platz: happige Vorwürfe erhebt die führende medizinische Fachschrift The Lancet: die millionenteure Kampagne sei zu simpel in der Argumentation und die Hauptsünde sei begangen worden, indem man Firmen zur Mitwirkung eingeladen habe, die selber Teil der Übergewichts-Problematik sind: Süssgetränkehersteller Pepsi und die grossen Lebensmittelverteiler, welche all das Zucker- und Fettzeugs in rauen Mengen verkaufen.
Das sei der Gipfel der Heuchelei: wenn Pepsi sich an einer solchen Kampagne beteilige, so könnte die Botschaft ja nur lauten: bewegt euch tüchtig, dann ist es ok, wenn ihr viel Pepsi trinkt! – Partnerschaften mit Firmen, die das Übergewicht mit verursachen, sollten vermieden werden, fordert Lancet.
Das britische Gesundheitsministerium betonte, es gebe einen strikten Verhaltenkodex für Firmen, die an der Kampagne berteiligt seien, und man werde streng darauf achten, dass dieser auch eingehalten werde. – Die Probleme, merkt man, sind überall die gleichen. Das Sagen hat die Lebensmittelindustrie und die Regierungen hüten sich, ihr zu nahe zu treten.
Bei uns hat man dieser Tage gehört, dass Migros und coop letztes Jahr fantastische Zuwachsraten hatten von zusammen fast 30 Prozent. Umsatzsteigerung um fast ein Drittel!? Davon wird ein grosser Teil den Food-Bereich betreffen… Etwas Gutes hat der „simple“ Werbespot der Briten: in einer Animation sieht man, wie das Fett aus der Nahrung sich im Körper verteilt und in die Polster wandert. Eine Art Gewinn-Depot.