20/1  Zu dick für Dr. House

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Das war ein rüdes Spektakel in der Kult-Serie Dr. House! – Ein Mann wird in die Klinik eingeliefert, er liegt im Koma. Aber er ist 300 Kilo schwer. Ein bekennender Bonvivant, der leidenschaftlich gerne kocht und noch lieber isst, am liebsten in grossen Mengen. Und der löst durch seine blosse Anwesenheit bei einem Teil des Pflegepersonals die bekannten Reflexe aus: was sollen wir uns um den kümmern? er hat sich selber so dick gefressen! wie kommt er dazu, zu erwarten, dass wir uns um ihn bemühen, wenn er seinen Zustand doch bewusst und gewollt selber herbei geführt hat.

Der Mann ist zu dick, um in den Resonanz-Tomografen geschoben zu werden (kommt mir irgendwie bekannt vor)… und überdies ist er so schwer, dass unter seiner Last das millionenteure Gerät zusammenkracht… – Aber was die Sache noch schwieriger macht: der Dicke ist überdies unsympathisch, rechthaberisch, stur und steckköpfig… genau wie Dr. House, der ihn behandeln muss (und nebenbei noch mit der Polizei zu kämpfen hat, da diese ihn wegen Drogenverdacht verhaftet hat, wobei es sich doch nur um Schmerzmittel gehandelt hatte…).

Der Mann will nicht in der Klinik bleiben. Er behauptet, dass es ihm absolut gut gehe, dass er noch nie Probleme mit der Gesundheit gehabt habe, er sei einfach ein wenig zu schwer, und weil er zu schwer sei, hackten alle auf ihm rum und gäben ihm und seinem Gewicht die Schuld an allen möglichen Befindlichkeiten. Als er auf seiner Entlassung besteht, vergehen ihm die Kräfte. Auf dem Weg aus dem Spital bricht er zusammen, verliert Orientierung, Gleichgewicht und das Bewusstsein.

Verdacht auf eine Infektion, man will seinen Schädel öffnen, um die Gehirnflüssigkeit zu untersuchen… da erblindet er. Man will weitere Tests unternehmen, die lehnt er alle ab. Es macht den Anschein, als wären wir Übergewichtigen die schlimmstmöglichen Patienten, von Compliance keine Spur… – Aber dann hat Dr. House wieder seine geniale Eingebung: es muss sich um Krebs handeln! Und die letzte Untersuchung zeigt: ein Lungenkarzinom ist schon in fortgeschrittenem Stadium und hat die Folgeerkrankungen ausgelöst, es hatte tatsächlich nichts mit seinem Gewicht zu tun!

Und welche Lehren ziehen wir frommen Zuschauer aus dieser instruktiven Parabel? Da wir kaum eine Chance haben, im richtigen Leben dem Dr. House zu begegnen, können wir uns ja nur an dem dicken Patienten orientieren und uns vornehmen, uns nicht so widerborstig aufzuführen und dankbar eine medizinische Untersuchung zu akzeptieren, auch wenn sie weniger stark von genialischen Visionen geprägt sein sollte wie die von Dr. House.