22/1  Das Hirn spinnt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:43

Wie gehen wir mit Versuchungen im kulinarischen Bereich um? Dieser Frage spürte ein Team von Wissenschaftern in einer Studie nach, indem 23 Männer und Frauen – allerdings normalgewichtig – zuerst drei Tage lang fasten mussten, um dann mit verschiedensten Leckerbissen und ihren Lieblingsspeisen getriezt zu werden… Dabei wurden die Reaktionen protokolliert und die Hirnströme gemessen.

Aus dem Verhalten der 23 ProbandInnen (was ja nicht gerade ein berauschendes Muster ist) liessen sich gewisse Trends ableiten: die Gehirne der Männer blieben ruhig und cool, während sie der Versuchung ausgesetzt wurden, die der Frauen blinkten vor Gefühlen in den Regionen, wo das Hungergefühl lokalisiert ist… Männer wie Frauen sagten aus, dass sie sich in keiner Weise spezieller Versuchung ausgesetzt gefühlt häten. Die Forscher meinen, dieses unterschiedliche Verhalten gegenüber einer Versuchung durch Nahrung wäre die Erklärung dafür, dass die Zuwachsraten der Adipositas bei Frauen leicht höher ist als bei Männern (wobei zahlenmässig in den meisten Ländern mehr Männer von Übergewicht betroffen sind als Frauen)… andere wiederum interpretieren das Resultat so, dass die Umgebung und der Lebensstil bei der Gewichtszunahme eine grössere Rolle spielten als die Biologie.

Das werde durch ein ein weiteres Phänomen belegt: sobald Amerikaner in ein anderes Land ausreisen, nehmen sie ab… und Einwanderer aus anderen Ländern nach USA nehmen zu… Die Frage wäre demnach nicht, ob oder wie wir der Versuchung widerstehen können, sondern ob wir die falschen Dinge essen… – In dem genannten Versuch mussten die Probanden zuerst ihre absolute Leibspeisen benennen, dann drei Tage fasten. Anschliessend erhielten sie winzige Stücklein ihrer Lieblingsnahrung zum probieren und wurden von den Forschern in ein Gespräch über ihre Empfindungen verwickelt, während parallel dazu die Hirnströme aufgezeichnet wurden.

Andere Beobachter der Adipositas-Szene fragen sich, ob es Sinn macht, bei einem solchen Experiment „Normalgewichtige“ zu beobachten und nach Unterschieden zwischen den Geschlechtern zu suchen. Viel aufschlussreicher wäre doch, zu sehen, ob die Gehirne der Adipösen anders reagieren als die Gehirne der Nicht-Adipösen, und wie weit dort das Bewusste und das Unbewusste auseinander klaffen.