31/1 Mein Normalgewicht
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:29 |
Felix H., ein Arbeitskollege in früheren Jahren, war Mitglied einer Gruppe kochender Männer. Am Mittag, wenn wir zusammensassen und den gespickten Braten von Frau P. verspeisten, mit Kartoffelstock, erzählte er oft von seinen Koch-Abenteuern, die er übers Wochenende bestanden hatte.
Eines ist mir unvergesslich: die Gruppe bestand offenbar aus 10 Hobbyköchen. Wenn sie sich trafen, bereitete jeder einen Gang einer Mahlzeit zu, und zwar für alle zehn. So hatten die Köche nach getaner Küchenarbeit ein Gewaltsmenü von 10 Gängen zu vertilgen. Und dies wohlgemerkt lange bevor ein gewisser Paul Bocuse das Verspeisen von Mikroportiönchen als cuisine française erfunden hatte.
Eines Tages erzählte Felix von einem solchen Gelage. Jeder Gang sei opulenter und schmackhafter gewesen als der andere… und nach dem siebten Gang sei er, Felix, ohnmächtig zusammengebrochen. Er habe nichts mehr heruntergebracht, schwarz sei es ihm vor den Augen geworden und er sei lautlos vom Stuhl gekippt und erst wieder zu sich gekommen, als schon die Nachspeise auf dem Tisch gestanden sei. – Dabei, und das war am ärgerlichsten, war Felix ein hochaufgeschossener, brandmagerer Mensch, kein Gramm Fett auf den Rippen, während ich damals schon über 120 Kilo wog und mich in einem permanenten Kampf mit meinem Appetit und meinen Gelüsten befand…
Warum gibt es Menschen, die essen können, soviel und was sie auch wollen, ohne dass sie dicker werden, und unsereins geht schon beim Lesen der Rezepte in die Breite? – Eine biologische Erklärung ist der genetisch bedingte Unterschied zwischen dem „braunen“ und dem „weissen“ Bauchfett. Menschen mit brauem Bauchfett verbrennen über Nacht die Kalorien, die zuviel verspeist wurden… und Menschen mit weissem Bauchfett legen Vorräte fürs Überleben an – und werden dick. – Ein Experiment für eine BBC-Dokumentation mit einer Gruppe von Freiwilligen hat interessante Erkenntnise gebracht.
Zehn normalgewichtige Leute mussten während vier Wochen so viel kalorienreiche Nahrung verspeisen, wie sie nur konnten… und es zeigte sich, dass jedes Individuum ganz unterschiedlich und individuell auf diese Gewaltskur reagierte. Die einen spachtelten und nahmen zu, andere assen und nahmen nicht zu, wieder andere konnten gar nicht so viel essen, wie sie sollten, es widerstand ihnen früher oder sie mussten sich erbrechen… Forscher sahen hierin eine Bestätigung der Annahme, dass das „Grundgewicht“ eines jeden Körpers im Prinzip genetisch definiert ist und dass der Organismus dieses sein „Normalgewicht“ immer zu halten versucht, ob dieses nun hoch oder tief ist…
Eine bestimmte genetische Konfiguration bewirkt, dass jemand ohne Unterbruch essen kann, auch wenn er keinen Hunger hat, während Leute, welche dieses Gen nicht haben, überhaupt kein Verlangen nach Essen verspüren und an einer gedeckten Tfel sitzen können, ohne auch nur eine Krume davon zu nehmen… – Das sind interessante Erkenntnisse, aber sie machen uns weder das Leben noch unsere Körper leichter, höchstens unser Gewissen, ein wenig, wenn wir es wieder mal nicht geschafft haben.
Ich finde die Idee ausgezeichnet, in seinem Freundeskreis abzuspecken.
Warum nicht den gleichen Standart in der Wahl seiner Freunde anlegen, wie bei der von unseren Lebensmitteln?
Das zu erreichen ist bestimmt nicht einfacher, als das Umstellen der Ernährung.
Allerdings ist die Zunahme an Lebensqualität unbestreitbar!
Nein zu sagen habe ich wirklich gut gelernt bei e-balance.
Wie zu einem Mars-Riegel zum Beispiel.
So fällt es mir jetzt viel leichter, nein zu sagen, wenn etwas von mir verlangt wird, was mich überfordert, verletzt oder gegen meine überzeugung ist.
Das allein genügt schon, dass etwa die Hälfte meiner „Freundinnen“ sich nicht mehr für mich interessieren, ohne dass ich ein einziges Mal hart, unhöflich oder gar böse gewesen wäre.
Es fällt mir jetzt leicht, zu sagen „tut mir leid, aber…“ oder: „sei mir nicht böse, aber…“.
Manche Freundschaften haben dadurch natürlich an Ehrlichkeit und Tiefe sogar zugenommen.