2/2  Grusel-Frass

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:46

Alle, die mit gesträubtem Nackenhaar und jener Mischung aus Abscheu, Ekel, Neugier und Schadenfreude unlängst zugesehen haben, wie Leute, die sich für Stars hielten, im australischen Dschungelcamp Mutproben zu bestehen hatten, können nochmals tief durchatmen. Ein Teil der Aufgaben bestand ja darin, den körperlichen Kontakt mit allerlei Getier und Geziefer auszuhalten, ohne vor Phobien zu kollabieren… und der andere, nicht weniger gruselige Teil bestand aus kulinarischer Exotik, die es zu verspeisen galt, von lebenden Heuschrecken und Maden bis zu knackigen Krokodil-Augen und den legendären Känguru-Hoden… Urwald-Picknick vom Rohsten.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und man könne, sagt das Sprichwort, darüber keinen seriösen Streit führen. Aber wann immer wir mit einer Speise konfrontiert sind, die uns nicht recht schmecken mag, ja, die uns gar widersteht, vor der uns etwas graust… dann können wir daran denken, dass es Dinge gibt, die noch grausliger sind, in unserer Vorstellung, und die doch auf dieser Welt auch ihre Liebhaber finden. Hier ein paar filmisch illustrierte Beispiele:

Da sind einmal die bei lebendigem Leib frittierten Skorpione, die in China als Leckerbissen gelten. Sie sollen aussen knusprig und innen weich sein… und überdies sehr gesund.

Bekannt ist die Durian-Frucht. Sie stinkt so fürchterlich nach faulen Eiern, Erbrochenem und Hundekot, dass man deren Konsum in Hotels und öffentlichen Transportmitteln in Südostasien, wo sie herkommt, verboten hat. Aber sie soll das Köstlichste sein, was man sich denken kann.

Eine ganz spezielle Delikatesse ist der Casu-Marzu-Käse aus Sizilien. Man kann ihn nur illegal unter der Theke kaufen, denn offiziell ist er verboten, da er giftige Stoffe enthalten kann. Das Besondere daran sind allerdings die lebenden Maden, die den weichen Käse im Innern bevölkern…

Es soll tatsächlich Leute – nicht nur in anderen Kulturen – geben, die sich vor Kutteln grausen! Unverständlich, gibt es doch nichts besseres als ein schmelzendes Kuttelgericht mit Tomaten und Knoblauch… dafür würde ich meilenweit gehen und ich erinnere mich noch heute an den Geschmack eines solchen Gerichtes, das ich vor über 35 Jahren in Basel im Restaurant „Charon“ beim Spalentor gegessen habe…

Dies zeigt, dass die Geschmacksempfindung sich fliessend verändert, es gibt keine fixen Werte, wie das letzte Beispiel zeigt: als extremer Luxus gilt auch hierzulande der Kopi-Luwak-Kaffee, dessen Bohnen aus dem Kot einer bestimmten Baumkatzen-Art gewonnen werden, die sie unverdaut, aber durch die Verdauungssäfte veredelt wieder ausscheiden. Kopi Luwak gilt als der teuerste Kaffee der Welt, hierzulande bezahlt man über CHF 500 pro Kilo. Wer ihn trinkt, schwört darauf… ich habe ihn noch nicht über die Lippen gebracht. Über Geschmack lässt sich wirklich nicht streiten.